Jede zweite FFP2-Maske sei fehlerhaft produziert, hieß es unlängst in der ZDF-Sendung Wiso. Für Apotheken bedeutet das: Unsichere Kunden und unangekündigte Kontrollen. Ach ja, und dann wäre da noch das Thema Gratis-Maske.
Ein Beitrag der ZDF-Sendung Wiso vom 26. Oktober erhitzt seit der Ausstrahlung die Apothekergemüter. Der Beitrag sollte eigentlich dazu beitragen, über die Qualität von FFP2-Masken aufzuklären, die auf dem Markt erhältlich sind. Ebenfalls getestet wurde Apothekenware – mit teilweise schlechten Ergebnissen. Jede zweite Maske soll fehlerhaft produziert sein. Jetzt bekommen viele Apotheken Besuch von besorgten Kunden, die entsprechende CE-Kennzeichen oder EU-Zertifikate auf den von ihnen gekauften Masken sehen wollen. Doch nicht nur die Kunden haben Fragen, manchmal kommt auch die Landesbehörde oder das Gewerbeaufsichtsamt vorbei, um nach dem Rechten zu sehen.
So zum Beispiel in der Kaisen-Apotheke in Bremen. Hier kam das Gewerbeaufsichtsamt vorbei, nahm die Verkaufsware in Augenschein, fotografierte sie und stellte Fragen – unangemeldet.
Die Inhaberin Frau Dr. Susan Plietker empfand den Besucher rückblickend dennoch als sehr freundlich. Er erklärte, er wolle bei seinen Besuchen vor allem die Apotheken sensibilisieren und ihnen beratend zur Seite stehen. Die Masken, die von der Kaisen-Apotheke verkauft werden, sind jedenfalls CE-geprüfte Ware und haben alle erforderlichen Zertifikate. Frau Dr. Plietken reichte trotzdem eine Beschwerde bei der Apothekerkammer Bremen ein, weil sie es in diesen Zeiten nicht angebracht fand, die Apotheken noch stärker unter Druck zu setzen, als es ohnehin schon geschieht.
Auch Birgit Arend, Inhaberin der Löwenzahn Apotheke in Berlin, hatte einen Besuch vom Amt. Hier war es das Landesamt für Arbeitsschutz und technische Sicherheit Berlin, das immerhin nach vorheriger Anmeldung vorbeikam. Geprüft wurden Masken mit CE-Kennzeichen, aber ohne Zertifikat, die teilweise sogar über den pharmazeutischen Großhandel bezogen wurden. Frau Arend betont, dass ein Kunde, der seine Maske in einer Apotheke kauft, absolutes Vertrauen in die Qualität des Produktes braucht. Der Besuch des LAGetSi hat ihr dabei geholfen, den unübersichtlichen Markt besser überblicken zu können.
Ab diesem Freitag werden 140 Apotheken aus Bremen und Bremerhaven kostenlos und ehrenamtlich bis zu 10 FFP2-Masken pro Person und Monat an Menschen über 65 Jahre verteilen. Auch die Apotheke von Frau Dr. Plietker nimmt an dieser Aktion teil, die sie als tolle Idee mit Mängeln bei der Durchführung bezeichnet. Grundsätzlich begrüßt sie es durchaus, dass den Apotheken bei der Verteilung an die Risikopatienten eine so wichtige Rolle zukommt. „So können wir zeigen, dass wir dazu bereit sind, überall eine helfende Hand zu reichen, wo sie im Gesundheitswesen auch benötigt wird“. Sie bemängelt hier vor allem die zu frühe Information der Bevölkerung durch die Presse. Seither versuche jeder zweite Kunde sich schon vorab Masken zu reservieren – was nicht möglich ist – oder sogar bereits vor Beginn der Aktion kostenlos Masken mitzunehmen. Auch „für den kranken Nachbarn“ oder für gehbehinderte Risikopatienten in der Familie wollen die Menschen jetzt schon die FFP2- oder KN95-Masken mitnehmen, obwohl die Ausgabe erst am Freitag beginnen soll.
„Das hätte man sicher besser koordinieren müssen. Die Maske, die ausgegeben werden sollen besitzen übrigens keine aufgedruckten CE-Kennzeichen. Auch haben die Apotheken keinerlei Zertifikate dafür mitgeliefert bekommen. Das birgt jetzt schon das Potenzial für viel Erklärungsarbeit.
Im „Lockdown light“, kurz vor der arbeitsintensiven Maskenvergabe unangemeldet Kontrollen zu fahren, fand die Apothekerin jedenfalls unangemessen. „Da fehlt einfach das Fingerspitzengefühl. Es hätte doch gereicht, über die Kammer Informationen an alle Apotheken zu senden, wie sie selbst gefälschte oder ungeprüfte Ware erkennen können. Zusammen mit der Bitte um eine Überprüfung der Bestände und dem Hinweis, dass in vielleicht zwei oder drei Wochen Kontrolleure kommen könnten. Dann hätte ich alles in Ruhe vorbereitet und meine Approbierte hätte dem Herrn vom Gewerbeaufsichtsamt alles vorbereitet übergeben können. So war das vor allem unnötiger Stress für mich.“ Die Apothekerkammer Bremen hat immerhin sofort reagiert und die Kontrollen wurden inzwischen eingestellt.
Wer sich darüber informieren möchte, wie er seine Apothekenware selbst prüfen kann, bevor das Amt einen Besuch abstattet: der BgHW (Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik) hat auf seiner Seite viel Erhellendes zusammengefasst.
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