Sind es Arztpraxen, Restaurants oder doch eher Fitnesscenter? US-Forscher wollen einen Weg gefunden haben, Superspreading-Orte ausfindig zu machen.
Ein neu entwickeltes Computermodell soll dazu in der Lage sein, Superspreading-Orte zu identifizieren. Ein Team aus Wissenschaftlern der Stanford University nutzten dafür anonymisierte Handy-Positionsdaten von Menschen aus 10 US-Metropolen. So konnten sie abbilden, wie oft und wie lange sich die Handynutzer in 57.000 Stadtteilen in Restaurants, Kirchen, Fitnessstudios, Hotels, Bibliotheken oder in Geschäften aufgehalten hatten.
Die erzeugten Bewegungsprofile setzten die Forscher mit den dortigen Infektionszahlen in Beziehung und konnten so die Übertragungsgwege des Virus simulieren. Insgesamt standen den Forschern für ihre Simulation mit dem virtuellen Coronavirus die Handydaten von 98 Millionen Menschen zur Verfügung. Wie das Team in ihrer Nature-Studie berichtet, bilde die Computersimulation bereits mit einem sehr einfachen Verbreitungsmodell die grundsätzliche Dynamik der Epidemie ab.
In dem Modell fanden 85 Prozent der Infektionen an nur zehn Prozent der Orte („Points of Interest“) statt. Am ehesten steckten sich Menschen demnach in Restaurants, Cafés und Fitnessstudios sowie religiösen Einrichtungen an. In Arztpraxen und Geschäften sei das Risiko laut der Studie geringer. Dies deckt sich auch mit Fallberichten.
Weiterhin ergab die Analyse, dass die verminderte Mobilität der Bevölkerung wesentlich zum Rückgang der Infektionszahlen beigetragen hat. Wenn der Rückgang der Mobilität um ein Viertel weniger stark ausgefallen wäre, hätten sich 3,3 Mal mehr Menschen mit SARS-CoV-2 infiziert, schreiben die Forscher.
Sie fanden auch eine Erklärung dafür, warum in den US-Metropolen Menschen in ärmeren Stadtteilen häufiger an COVID-19 erkranken. So zeigten die Bewegungsdaten, dass ärmere Menschen seltener im Homeoffice arbeiten und häufiger in stärker frequentierten Läden einkauften.
Die Forscher schlussfolgern, dass gezielte Maßnahmen an Superspreading-Orten möglicherweise vergleichbar effektiv sind wie bevölkerungsweite Einschränkungen. Ein Schwachpunkt dieser Studie ist, dass Schulen und Seniorenheime in dem Modell unterrepräsentiert sind.
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