Falsche Namen, fehlende Präparate, nicht korrekte Dosierungen: Nur jeder sechzehnte ärztliche Medikationsplan entspricht der tatsächlichen Medikation eines Patienten. Das Studienergebnis liefert einmal mehr Argumente, Apotheker engmaschig zu beteiligen.
Seit Herrmann Gröhes (CDU) umstrittenem Entwurf zum E-Health-Gesetz fordern Apotheker unisono, auf Augenhöhe mit Ärzten Medikationspläne zu erstellen. Ihre Argumentation: In öffentlichen Apotheken laufen alle Fäden zusammen – von Verordnungen unterschiedlicher Fachärzte bis hin zu OTCs und Nahrungsergänzungsmitteln. Eine jetzt veröffentlichte Arbeit liefert weitere Argumente.
Zur Untersuchung selbst: Von den 500 Patienten hatten 399 einen vom Arzt verfassten Medikationsplan, das entspricht 80 Prozent. Alle Studienteilnehmer benötigten im Schnitt neun verschreibungspflichtige Arzneimittel. Die Bandbreite variierte von einem Pharmakon bis zu 21 Arzneistoffen. Hinzu kam durchschnittlich ein OTC (Bandbreite null bis sechs OTCs). Bei Brown-Bag-Analysen entdeckten Apotheker insgesamt 2.021 Abweichungen, sprich mehr als fünf pro Person. Davon waren meist Rx-Präparate betroffen (78 Prozent aller Fälle), seltener OTCs (22 Prozent). Nur jeder sechzehnte ärztliche Medikationsplan entsprach der Versorgungsrealität. Die Studie lief über 15 Monate.
41 Prozent der Unstimmigkeiten kamen durch einen Austausch zu Stande. Zwar sind Substitutionen pharmazeutisch in vielen Fällen unbedenklich; falsche Namen auf dem Medikationsplan verwirren Patienten jedoch, inklusive möglicher Fehleinnahmen. Damit nicht genug: Der Analyse zufolge nahmen 30 Prozent Pharmaka ein, die auf der Liste fehlten. Und 18 Prozent hatten Präparate abgesetzt, ohne ihren Arzt zu informieren. Bei elf Prozent gab es Fehler hinsichtlich der Dosierung. Zu den Präparaten selbst: An der Spitze des Negativ-Rankings standen Antihypertonika (494 Fälle), gefolgt von Analgetika (178) und Antidepressiva (105).
Als Autoren der Studie fordern Isabel Waltering, Oliver Schwalbe und Georg Hempel, öffentliche Apotheken hätten eine Schlüsselrolle bei der Erstellung und regelmäßigen Aktualisierung von Medikationsplänen. „Gerade bei Patienten, die mehrere Medikamente einnehmen – und das sind in den meisten Fällen ältere Menschen – ist eine Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern besonders wichtig. Offensichtlich bestehen hier noch hohe Defizite“, sagt Waltering. AMTS-Manager können als Lotsen zwischen dem Patienten und Ärzten die Therapiesicherheit erhöhen. Insofern sei es unverständlich, dass die Apotheken im ersten Entwurf des E-Health-Gesetzes der Bundesregierung keine Berücksichtigung gefunden hätten.