Mal ist es unglaublich, mal mysteriös und manchmal einfach nur witzig, was in der Forschung so passiert. Drei aktuelle Veröffentlichungen, die Nerd-Herzen höher schlagen lassen.
Neue synthetische Protein-Nanopartikel sind dazu in der Lage, sich einen Weg durch die beinahe unüberwindbare Blut-Hirn-Schranke zu bahnen. Forscher der University of Michigan haben die Nanopartikel mit dem Ziel entwickelt, Glioblastome zu therapieren, denn: Die Nanopartikel ermöglichen es, Wirkstoffe direkt zum aggressiven Hirntumor zu transportieren. Das ist bislang nicht möglich.
Als Grundgerüst dienen dabei Bausteine des Proteins Albumin, das die Blut-Hirn-Schranke natürlicherweise durchqueren kann. Daran angeheftet sind ein STAT3-Inhibitor und ein Peptid namens iRGD.
In ersten Tierversuchen kam es in Kombination mit Strahlentherapie bei sieben von acht Mäusen zur Tumorregression und langfristigem Überleben.
In der Pressemitteilung der University of Michigan erfährst du mehr Details über die Nanopartikel.
Bioingenieure der Johns Hopkins Universität in den USA haben winzige Wirkstoffträger entwickelt, die sich an die Darmwand klammern und dort Medikamente freisetzen können. Bei ihrer Erfindung ließen sie sich von parasitären Würmern inspirieren, die ihre scharfen Zähne in den Darm ihres Wirtes graben.
Wenn ein Theragripper (links) der inneren Körpertemperatur ausgesetzt wird, schließt er sich und klammert sich an Darmwand. In der Mitte des Greifers ist Platz für eine kleine Dosis eines Medikaments. Credit: Johns-Hopkins-Universität
Die sternförmigen sogenannten „Theragripper“ sind gerade mal so groß wie ein Staubkörnchen, bestehen aus Metall und kommen ganz ohne Elektronik aus. Eine temperatursensitive Schicht aus Paraffinwachs sorgt dafür, dass sich die Theragripper bei Erreichen der Körpertemperatur schließen. Nach rund 24 Stunden verlieren sie ihren Grip und werden ausgeschieden.
Die Theragripper sind so groß wie ein Staubkörnchen. Auf dem Wattestäbchen befinden sich ein Dutzend dieser winzigen Wirkstoffträger. Credit: Johns-Hopkins-Universität
In Tierversuchen konnte die Erfindung schon überzeugen. Schweine bekamen jeweils 200 dieser Wirkstoffträger verabreicht, die mit einem Schmerzmittel beladen waren. Die Konzentration des Schmerzmittels im Blut der Schweine blieb über 12 Stunden konstant, verglichen mit nur 2 Stunden bei Schweinen, die die gleiche Dosis einmalig oral erhalten hatten.
In der Pressemitteilung der Johns Hopkins Universität erfährst du mehr über die Erfindung. Zur Studie geht es hier entlang.
Dieses Jahr ging der Nobelpreis für Chemie an die Erfinderinnen der Genschere CRISPR/Cas. Diese Schere stammt ursprünglich aus Bakterien und dient ihnen als eine Art Immunsystem, mit dem sie feindliche Viren abwehren können.
CRISPR ist aber nicht der einzige Abwehmechanismus von Bakterien. Zwei Forschergruppen berichten jetzt, dass auch sogenannte Retrons zum Arsenal der bakteriellen Immunabwehr gehören. Retrons sind Komplexe aus DNA, RNA und Proteinen, die sich in einigen Bakterienspezies finden und Wissenschaftlern seit Jahren Kopfzerbrechen bereiten. Lange Zeit wusste man nicht, was die Funktion dieser Retrons ist.
Wie die zwei Teams nun berichten, scheinen Retrons bei der Abwehr von Bakteriophagen eine wichtige Rolle zu spielen. Der Mechanismus, der dahintersteckt, könnte sich auch für Gene-Editing-Verfahren eignen.
Mehr Details erfährst du im Beitrag von Science.
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