Das Coronavirus könnte offenbar auch Auswirkungen auf Menschen haben, die an Tinnitus leiden. So lautet das Ergebnis einer Beobachtungsstudie. Doch einige Fragen bleiben offen.
Einer Untersuchung zufolge können sich die Symptome bei Tinnitus sowohl durch COVID-19 als auch durch die Corona-Maßnahmen wie soziale Isolation verschlimmern.
12–30 Prozent der erwachsenen Bevölkerung leiden an einem Tinnitus. Forscher wollten nun herausfinden, welche Auswirkungen eine globale Pandemie auf die Betroffenen hat.
An der Querschnittsstudie nahmen 3.103 Probanden aus 48 Ländern teil, sie wurde von Anglia Ruskin University zusammen mit der British Tinnitus Association und der American Tinnitus Association durchgeführt. Die Studie wurde anhand von Fragebögen, die online zur Verfügung gestellt wurden, durchgeführt. Die meisten Befragten kamen aus dem Vereinigten Königreich und den USA.
40 Prozent der Teilnehmer, die nach eigenen Angaben COVID-19-Symptome aufwiesen, gaben eine gleichzeitige Verschlechterung des Tinnitus an.
Die Studie konzentrierte sich zwar auf Probanden, die bereits vor der COVID-19-Erkrankung unter einem Tinnitus litten, trotzdem scheint der Tinnitus bei sieben Studienteilnehmern erst durch die COVID-19-Symptome ausgelöst worden zu sein (laut Angaben der Teilnehmer im Freitextfeld). Bei 54 Prozent blieb der Tinnitus trotz COVID-19-Symptomen unverändert, bei 6 Prozent verbesserte er sich sogar.
32 Prozent der Studienteilnehmer empfanden den Tinnitus durch soziale und emotionale Auswirkungen der Pandemie als belastender als unter normalen Umständen. Auch Selbstisolation, Einsamkeit, Schlafprobleme und weniger körperliche Betätigung trugen zu einer Verschlimmerung des Tinnitus bei den Befragten bei.
Die Studienautoren schreiben, für das Tinnitus-Management sei es wichtig, sich bewusst zu machen, dass Tinnitus durch die Auswirkungen einer globalen Pandemie auftreten oder sich verschlimmern kann. Die Mehrheit der Befragten gab jedoch an, dass sie keine Veränderung feststellen konnten.
Den Betroffenen, bei denen sich der Tinnitus durch gesundheitliche, soziale und/oder emotionale coronabedingte Veränderungen verschlimmert hat, solle man Unterstützung anbieten.
Die große Schwäche der Studie ist: Es handelt sich um eine Beobachtungsstudie, die auf Angaben der Probanden beruht.
Bildquelle: Hayes Potter/Unsplash