Im Grunde war es nur eine Frage der Zeit, bis ein solches Angebot kommt, aber als es dann so schriftlich vor uns lag, waren wir zuerst amüsiert, dann leicht schockiert, dann richtig sauer auf die Gesundheitspolitik der jüngsten Zeit. Aber lasst mich von vorne beginnen.
Aufgrund der Grippeimpfstoff-Knappheit (die ja angeblich gar keine ist, laut unserem Gesundheitsminister) führen wir inzwischen eine Liste. Der Kunde, der zuerst bestellt hat, liegt auf Platz 1 – das sind Patienten, die etwa vor drei Wochen mit ihrem Rezept zu uns kamen. Und etwa auf Platz 70 liegen die Patienten aus dieser Woche. Wir sind ja keine allzu große Apotheke. In anderen Apotheken liegen die zum Teil bei mehreren hundert Vorbestellungen.
Häufig kommen inzwischen die Kunden rein, um zu fragen, auf welchem Platz sie inzwischen liegen. Das ist ja auch legitim.
Anfang der Woche bekamen wir nun eine Nachricht von einer Patientin, die versucht hat, sich einen Platz auf den vorderen Rängen zu erkaufen. Sie erklärte in ihrer Mail, dass sie Risikopatientin sei und die Impfung dringend bräuchte. Für die Impfung oder die Vermittlung an einen Arzt, der sie aus seinen Vorräten impft, sei sie nun bereit uns einen dreistelligen Betrag zu übergeben.
Nun ist ja mit dem Apothekenstärkungsgetz VOASG die Preisbindung für Privatversicherte gefallen. Die Dame ist Privatpatientin. Wir verdienen an der „heißen Ware“ Grippeschutzimpfung pro Dosis genau 1€, wenn wir normal abrechnen.
Alle, die gedacht haben, dass Medikamente durch diese Regelung billiger werden, seien durch dieses Beispiel kurz gewarnt. Der Markt wird zukünftig den Preis bestimmen. Welche Blüten das treibt, sollte jedem noch aus dem Frühjahr in Erinnerung sein, als man für FFP2-Masken pro Stück etwa 30 Euro bezahlen musste.
Wir machen das natürlich nicht (!!!), aber wird das zukünftig auch jeder so entscheiden? Ist es nicht verdammt traurig, wohin wir inzwischen gekommen sind? Ich befürchte, es wird nicht das letzte Mal sein, dass uns für ein knappes Gut zur Erhaltung der Gesundheit Geld angeboten wird.
Bildquelle: Craig Whitehead, unsplash