Das Blutdruckmedikament erwies sich in einer groß angelegten Studie als überlegen bei Diabetes und CKD. Experten halten eine baldige Zulassung des Aldosteronantagonisten in Deutschland für wahrscheinlich.
Eine große Studie zum Einsatz von Finerenon, einem neuartigen Aldosteronantagonisten, bei Patienten mit Diabetes mellitus brachte wegweisende Erkenntnisse. In die Untersuchung wurden 5.734 Patienten mit Typ-2-Diabetes und chronischer Nierenkrankheit (CKD) eingeschlossen.
Die eine Hälfte wurde mit Finerenon in der höchst zulässigen bzw. in der von den Patienten höchst tolerierten Dosis behandelt, die andere Hälfte erhielt ein Placebo. Nach 48 Monaten zeigte sich ein deutlicher Behandlungsvorteil durch das Blutdruckmedikament: Der primäre Endpunkt, ein zusammengesetzter Endpunkt bestehend aus Nierenversagen oder Abnahme der Nierenfunktion um 40 % oder Tod durch Nierenversagen trat in der Placebogruppe signifikant häufiger auf (p = 0,001), fast jedes fünfte Ereignis konnte hingegen durch das Medikament verhindert werden.
Sekundär wurden kardiale Endpunkte untersucht und in einem kombinierten Endpunkt bestehend aus Tod aus kardiovaskulären Ursachen, Auftreten von (nicht-tödlichen) Herzinfarkten und Schlaganfällen oder Notwendigkeit für die Aufnahme in ein Krankenhaus wegen Herzinsuffizienz zusammengefasst. Auch diesbezüglich profitieren die Patienten deutlich von der Therapie mit Finerenon; die Hazard Ratio lag bei 0,76. Das bedeutet, dass fast jedes vierte kardiovaskuläre Ereignis durch die Therapie abgewendet werden konnte.
„Diese Ergebnisse sind so gut, dass wir davon ausgehen, dass Finerenon demnächst auch in Deutschland zugelassen wird“, erklärt Prof. Ulrich Wenzel vom UKE Hamburg, Vorsitzender der Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga (DHL).
Bislang galten Aldosteronantagonisten als Blutdruckmedikamente der Zweit- oder Drittlinie, die vor allem bei Patienten mit therapierefraktärem Bluthochdruck, der nicht auf die gängigen Medikamente ansprach, eingesetzt wurde. Grund für den eher vorsichtigen Einsatz war, dass Aldosteronantagonisten früher oft die Kaliumwerte deutlich anhoben und so zu gefährlichen Hyperkaliämien führen konnten. „Diese Gefahr ist mit Aldosteronantagonisten der dritten Generation wie Finerenon jedoch wesentlich geringer, diese Präparate können wir daher ohne allzu große Bedenken einsetzen“, so der Hamburger Experte.
Auch sein Vorstandskollege, Prof. Florian Limbourg, schätzt den Nutzen der Therapie deutlich höher ein als das Risiko – zumindest bei einer großen Patientengruppe.
„Viele Menschen mit Bluthochdruck sind übergewichtig, haben einen Diabetes mellitus und erhöhte Lipidwerte. Ihr kardiales und renales Risiko ist stark erhöht. Mit Finerenon kommt ein Präparat, das bei diesen Patientinnen und Patienten fast jedes fünfte Nierenereignis und jedes vierte Herz- und Gefäßereignis verhindert kann. Ein regelmäßiges Monitoring der Kaliumwerte hilft zudem, gefürchteten Hyperkaliämien rechtzeitig entgegenzuwirken, z. B. durch Absetzen oder durch eine Dosisreduktion, und minimiert somit das Risiko für diese Nebenwirkung.“
Zur ganzen Pressemitteilung der Deutschen Hochdruckliga kommt ihr hier. Die Studie findet ihr hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Matthew T Rader, Unsplash