Monoklonale Antikörper gelten als Hoffnungsträger bei COVID-19. Zwei Unternehmen melden inzwischen Rückschläge.
Der Hersteller Regeneron lässt zwei Studienarme pausieren, in denen die Wirkung des Antikörper-Cocktails REGN-COV2 bei schweren COVID-19-Verläufen untersucht werden sollte. Bekanntheit erlangte der Wirkstoff, weil US-Präsident Trump damit während seiner COVID-19-Erkrankung behandelt worden war.
Laut einer Mitteilung des Unternehmens beruht die Entscheidung auf der Empfehlung eines unabhängigen Komitees zur Datenüberwachung (IDMC). Dabei zeige sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt offenbar ein ungünstiges Risiko-Nutzen-Profil und ein möglicher Sicherheitshinweis.
In den betroffenen Studienarmen wird REGN-COV2 an hospitalisierten Patienten, die entweder zusätzlich mit hohen Sauerstoffdosen oder mechanischer Beatmung behandelt werden, getestet.
Das Komitee empfehle aber, den dritten Studienarm und damit die Rekrutierung von hospitalisierten Patienten mit COVID-19, die entweder keinen oder nur wenig zusätzlichen Sauerstoff benötigen, fortzuführen. In diesen Kohorten sei das Risiko-Nutzen-Profil akzeptabel. Der vierte Studienarm mit ambulanten Patienten solle unverändert fortgeführt werden, empfiehlt das Komitee weiter.
„Vom Mechanismus der neutralisierenden Antikörper im Sinne einer passiven Immuntherapie überrascht es nicht, dass in einer Spätphase der Erkrankung, in der das Virus schon längst den Weg in die Lunge und andere Organe gefunden hat, keine Effektivität mehr entfaltet wird“, kommentiert Prof. Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin sowie Leiter der dortigen Spezialeinheit für hochansteckende lebensbedrohliche Infektionen, München Klinik Schwabing die Meldung des Unternehmens. Die Infusion von Fremdproteinen in einen Organismus, der bereits mit einer typischen Entzündungsreaktion aufgrund von COVID-19 zu kämpfen hat, könnte sich sogar als kontraproduktiv erweisen, so seine Vermutung.
Auch Pharmakonzern Eli Lilly pausiert eine klinische Studie mit einer Antikörpertherapie zur Behandlung von COVID-19-Erkrankungen. In der Activ-3-Studie wird die Wirkung von Bamlanivimab bei hospitalisierten COVID-19-Patienten untersucht, allerdings scheint auch hier die Antikörpertherapie keine Vorteile zu bringen. Alle anderen Studien mit Bamlanivimab werden weiter geführt, teilt das Unternehmen mit, darunter die „Activ-2-Studie“, eine vom NIH gesponserte Studie mit kürzlich diagnostizierten Patienten mit leichtem bis mittelschwerem COVID-19.
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