Ein Sensor, der mithilfe von echten Riechzellen Substanzen in der Luft erfasst, soll bald zur Erkennung von Corona-Infizierten eingesetzt werden. Kann die künstliche Nase das leisten?
Bereits im Sommer stellten Wissenschaftler aus Hannover ein Projekt vor, bei dem Hunde Corona-positive Speichelproben „erschnüffeln“ können (DocCheck berichtete). Die Tiere nehmen wahrscheinlich sog. volatile organische Stoffe in der Probe wahr, die im Falle einer Infektion mit SARS-CoV-2 ein ganz bestimmtes Profil haben.
Das US-Biotech-Startup Koniku hat jetzt einen elektronischen „Schnüffel-Sensor“ entwickelt. Er besteht aus einem Biochip, der genetisch veränderte Geruchsrezeptoren enhält. Die lebenden Zellen wurden dabei in ein Substrat eingebettet, um eine möglichst lange Zeit ihre Funktion zu erhalten. Bestimmte Partikel in der Luft lösen dann in den Riechzellen einen elektrischen Impuls aus. In einer Nase würde dieser Impuls dann neuronal direkt in die Amygdala geleitet werden, wo er als Sinneswahrnehmung weiter verarbeitet wird.
Im elektronischen Riechsensor nimmt eine kleine, in die Zelle eingebettete Elektrode den Impuls auf und leitet ihn an einen Computer weiter, der ihn dann analysiert. Das Gerät trägt den Namen Konikore, hat die Größe eines Smartphones und soll bis zu 4.096 Gerüche gleichzeitig wahrnehmen können. Jeder Geruch muss vorher natürlich einprogrammiert werden.
Ursprünglich sollte Konikore zur Sprengstofferkennung auf Flughäfen oder das erkennen anderer gefährlicher Substanzen aber auch Krankheiten wie Krebs verwendet werden. Jetzt prüfen die Erfinder, ob es auch zur Erkennung von COVID-Infizierten eingesetzt werden kann.
Das Team um Osh Agabi vermutet, dass durch die Lungenveränderungen der Betroffenen, bestimmte Verbindungen ausgeatmet werden, die der Konikore-Chip – ähnlich wie die Spürhunde – erkennen kann. Das ganze Verfahren könnte dann ähnlich wie das bekannte schnellscreening auf Alkohol in der Atemluft funktionieren, bei dem 20 bis 30 Sekunden in ein Röhrchen gepustet werden muss. Zur Zeit laufen mit dem Konikore bereits klinische Tests sowie ein Zulassungsverfahren bei der US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel (FDA).
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