Afroamerikaner leiden seltener unter Arteriosklerose als weiße US-Amerikaner, weisen aber häufiger einen erhöhten Blutdruck auf. Warum das so ist, soll nun eine Erweiterung des Herz-Atlas herausfinden.
Erst kürzlich hat ein internationales Forschungsteam den Atlas des menschlichen Herzens erstmals skizziert. Nun wollen die Wissenschaftler das Projekt um eine Dimension erweitern: Diversität.
Weltweit sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen Todesursache Nummer eins. Für manche Menschen ist das Risiko allerdings höher als für andere – Schwarze in den USA sind beispielsweise deutlich häufiger betroffen als Latinos. Neben der sozioökonomischen Ungleichheit beeinflusst anscheinend auch die genetische Prädisposition, wie die jeweilige Erkrankung verläuft und wie gut sie behandelt werden kann.
Aber was genau verbindet die ungleichen Risiken? Um diese Frage zu beantworten, wird der Human Heart Cell Atlas zusätzlich die zellulären und molekularen Signaturen von gesunden Spenderherzen aus diesen Bevölkerungsgruppen charakterisieren. Dazu kooperiert das Projekt zusätzlich mit Partnern in Brasilien und Kanada.
„Afroamerikaner bekommen unter anderem seltener Arteriosklerose als Weiße, haben aber öfter koronare Herzerkrankungen. Sie haben öfter Bluthochdruck, aber seltener Herzrhythmusstörungen“, sagt Seidman. „Unsere These ist, dass sich auch das Zusammenspiel von Zelltypen und Zellzuständen unterscheidet und das Herz deshalb anders auf ganz normale Abläufe und Krankheit reagiert. Und das nicht nur bei Afroamerikaner*innen, sondern bei Menschen ganz verschiedener Herkunft.“
Die Wissenschaftler wollen das gesamte Spektrum der Herzzellen und ihrer Genaktivität analysieren und dann mit den bereits vorhandenen Daten von Europäern vergleichen. „Auch hier ist unser Ausgangspunkt zunächst das gesunde Herz“, sagt Norbert Hübner vom MDC, der Charité Universitätsmedizin Berlin. Hübner hat den Herzzellatlas gemeinsam mit Kollegen vor rund drei Jahren ins Leben gerufen, um das Herz Zelle für Zelle zu verstehen.
Die Pressemitteilung des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft könnt ihr hier nachlesen.
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