PTA und andere Assistenzberufe aus dem Gesundheitswesen sollen mehr Kompetenzen erhalten. Das fordern die Gesundheitsminister der Länder. Bei der Umsetzung ziehen nicht alle Akteure an einem Strang. Zentrale Frage: Welche Rolle kommt Apothekenleitern künftig zu?
Klare Worte bei der Gesundheitsministerkonferenz: „Die Ministerinnen und Minister, Senatorinnen und Senatoren für Gesundheit der Länder bitten das Bundesministerium für Gesundheit, eine Novellierung der Berufsgesetze der bundesrechtlich geregelten therapeutischen Berufe und Assistenzberufe im Gesundheitswesen in die Wege zu leiten“, heißt es in der einstimmig verabschiedeten Resolution. Multiprofessionelle und interdisziplinäre Teams hätten bei Versorgungsfragen künftig einen „überragenden Stellenwert“. Davon sind im Apothekenbereich vor allem Pharmazeutisch-technische Assistentinnen und Assistenten (PTA) betroffen.
Von der Theorie zum Test: Gesundheitsminister wollen jetzt wissen, inwieweit Voraussetzungen für Modellvorhaben gemäß SGB V greifen. Der Paragraph 64a nennt explizit Projekte zur Pharmakotherapie. Politiker wünschen sich mehr Verantwortung für Assistenzberufe, verbunden mit Leistungen, die gesetzliche Krankenkassen übernehmen. „Die Aufforderung an den Bundesgesundheitsminister, dies durch Änderungen der bundesrechtlichen Berufsgesetze in die Wege zu leiten, kommt genau zum richtigen Zeitpunkt“, sagt BVpta-Chefin Sabine Pfeiffer. „Schon jetzt sind PTA für die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung unverzichtbar. Ihre Bedeutung wird durch die Einführung des Medikationsmanagements und die dadurch zunehmende Belastung der Apothekerinnen und Apotheker noch weiter ansteigen.“ Bei welchen Indikationen PTA tatsächlich aktiv werden könnten, hängt vom Gemeinamen Bundesausschuss (G-BA) ab. Apotheker sind in diesem Gremium immer noch nicht vertreten. Grundlage ist auf alle Fälle eine ausreichende Qualifizierung. Genau hier besteht dringender Reformbedarf – darüber sind sich alle Beteiligten einig.
Kopfschmerzen bereitet eher die Frage, an welchen Schräubchen gedreht werden sollte. Die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände und die Bundesapothekerkammer (BAK) wollen Inhalte entstauben, die gesamte Ausbildungsdauer aber nicht verändern. Interessenvertretungen und manche Schulen teilen diese Auffassung nicht – sie wünschen sich eine längere schulische Phase, wollen das Praktikum jedoch nicht ausdehnen. Als Befürchtung steht im Raum, Praktikanten seien billige Arbeitskräfte, die für Hilfstätigkeiten herangezogen würden. Freiwillige Standards wie zertifizierte, akademische Ausbildungsapotheken für Pharmazeuten im Praktikum sucht man für PTA vergebens. Doch zurück zur Ausbildungsdauer: Schon beim letzten Apothekertag verfolgten Standesvertreter mit einem Antrag das Ziel, angehende PTA drei Jahre auf ihren Beruf vorzubereiten, ohne bundesweit Gehör zu finden. Mit den Betroffenen hat niemand groß gesprochen. Das soll sich jetzt ändern: Für den Herbst plant die ABDA, Schülerinnen, Schüler und junge PTA zu befragen – als Reaktion auf ständige DAT-Anträge. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen selbst einschätzen, wie sie ihre berufliche Lage einschätzen. Ob sie in dieser frühen Phase bereits erahnen, wo Nachholbedarf besteht, sei dahingestellt. Umso genauer wissen sie, dass Ausbildungskosten mehr und mehr zum Problem werden.
Vor wenigen Wochen spitzte sich die Situation im Kammerbezirk Westfalen-Lippe dramatisch zu. Nachdem sich das Land aus der Finanzierung von PTA-Fachschulen zurückgezogen hatte, blieb ein finanzielles Loch. Die Apothekerkammer favorisiert ein Darlehnsmodell über günstige KfW-Kredite – inklusive Bonus, sollten junge PTA später in Apotheken des Bezirks arbeiten. Nach wie vor verschlägt es viele Assistentinnen und Assistenten zu Pharmafirmen. Verbandsmitglieder lehnen den Kammervorschlag ab – mit Hinweis auf rund 8.000 Euro Schulden für Berufsanfänger. Beide Seiten haben sich auf einen Minimalkonsens verständigt. Die Kammer erhöht ihre Zuschüsse von 10 auf 70 Euro pro Monat und Person. Trotzdem müssen Jugendliche einen erheblichen Teil des Schulgeldes selbst berappen. Zusammen mit Geldern des Verbands stehen PTA-Fachschulen etwas solider da. Langfristig muss über andere Formen der Beteiligung nachgedacht werden. Michael Mantell vom AVWL sieht Apothekenleiter stärker in der Pflicht, sich zu beteiligen. Ein schwieriges Thema: Bei vielen Chefs ist die Kasse knapp, und ABDA-Vertretern gelang es bislang nicht, Fortschritte bei der Honorierung zu erzielen. Kürzlich machte ein überraschender Vorstoß Schlagzeilen: Vertreter des Arbeitgeberverbands Deutscher Apotheken (ADA) und der Apothekengewerkschaft ADEXA sprachen gemeinsam im Bundesgesundheitsministerium vor. Höhere Vergütungen für apothekerliche Leistungen bieten die Chance, auch Angestellte, allen voran PTA, besser zu entlohnen. Momentan liegen die Gehälter weit abgeschlagen im Vergleich zu anderen Branchen. Bleibt nur, auf Ergebnisse des Dialogs zu warten.