Eine 33-Jährige kommt für eine elektive Septumplastik in ein ambulantes Operationszentrum. Sämtliche Voruntersuchungen sind unauffällig. Doch bei der Lokalanästhesie geraten die Ärzte plötzlich in eine absolute Notfallsituation.
Eine 33-jährige Frau stellt sich für eine elektive Septumplastik in einem ambulanten Operationszentrum vor. Zum Zeitpunkt ihrer Vorstellung sind ihre Vitalparameter unauffällig. Sie gibt an, weder Alkohol, Tabak noch sonstige Drogen zu konsumieren. Allergien verneint sie. Eine kardiovaskuläre sowie pulmologische, abdominale und neurologische Untersuchung sind ebenfalls unauffällig. Dem geplanten Eingriff steht also nichts mehr im Wege.
Die Patientin erhält Propofol und Succinylcholin. Anschließend wird sie intubiert. Für eine Lokalanästhesie werden 60 Milliliter 2 %iges Lidocain mit 1 %igem Epinephrin subkutan in die Nasenschleimhaut appliziert. Dann überschlagen sich von einem Moment auf den anderen die Ereignisse. Die junge Patientin wird plötzlich bradykard, gefolgt von einer pulslosen elektrischen Aktivität. Wie konnte sich bei der doch eigentlich kardiologisch unauffälligen und jungen Patientin das Blatt so schnell wenden? Zeit, darüber nachzudenken bleibt den Ärzten zunächst nicht, denn es muss schnell gehen. Sie beginnen sofort die kardiopulmonale Reanimation der Patientin und verabreichen 1 Milligramm Epinephrin. Doch eine wirkliche Besserung stellt sich nicht ein.
Zwanzig weitere lange Minuten setzen die Ärzte die Thoraxkompression fort, bis sie eine Idee haben, wie es zu dem Vorfall gekommen sein könnte: Sie vermuten eine systemische Toxizität durch die Lokalanästhesie. Daher verabreichen sie einen 100-ml-Bolus einer 20 %igen intravenösen Lipidemulsion (Intralipide). Innerhalb von drei Minuten hat die Patientin wieder einen Sinusrhythmus. Anschließend wird sie an eine Intralipid- und Noradrenalin-Infusion angeschlossen und auf die Intensivstation verlegt. Ein EKG zeigt dort eine Sinustachykardie.
Röntgenbilder des Thorax ergeben Hinweise auf ein bilaterales Lungenödem. Die Ärzte ordnen daher ein transthorakales Echokardiogramm (TTE) an, welches eine stark reduzierte linksventrikuläre systolische Funktion mit einer geschätzten Auswurffraktion zwischen 10 und 15 % zeigt.
Klappenanomalien können nicht festgestellt werden. Die Patientin erhält daher nun zusätzlich Furosemid sowie Dobutamin zur inotropen Unterstützung. Ein TTE am nächsten Tag zeigt eine Verbesserung der Ejektionsfraktion auf 55 %.
Die Patientin kann anschließend erfolgreich extubiert werden. Zwei Tage später wird sie entlassen.
Der Text basiert auf einem Fallbericht von Hasan et al.
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