Ein Mann ist vor neun Tagen vom Moped gestürzt. Seither hat er ein sehr außergewöhnliches Symptom – eine Dauererektion. Wie hängt sie mit dem Sturz zusammen?
Ein 35-jähriger Mann stellt sich mit Priapismus – also einer Dauererektion – beim Arzt vor. Neun Tage zuvor war er vom Moped gestürzt und hatte sich dabei einen Bluterguss am Damm zugezogen. Seither hat er den anhaltenden aber nicht schmerzhaften Priapismus. Beim Gehen hat er nur leichte Beschwerden, sonstige Symptome der unteren Harnwege hat er nicht.
In der körperlichen Untersuchung sehen die Ärzte ein oberflächliches Hämatom am Skrotum und an der Penisbasis. Eine Blutgasanalyse ergibt einen pH-Wert von 7,415, einen pCO2-Wert von 5,55 und einen pO2-Wert von 11, was für einen High-Flow-Priapismus spricht. Diese Form liegt bei einem vermehrten Zufluss von arteriellem Blut in die Schwellkörper vor.
Die Ärzte führen anschließend ein CT-Angiogramm durch, um die Ursache des Priapismus genauer bestimmen zu können. Dabei finden sie beidseits Hinweise auf eine arterielle Zusammenballung innerhalb der bulbären Segmente der Corpora cavernosa. In der Arteriographie bestätigt sich der Verdacht auf bilaterale Fisteln der Coropora cavernosa. Durch das Trauma beim Unfall wurden die Kavernosalarterien bzw. ihre Äste geschädigt, sodasss es zur arteriovenösen Fistelbildung kommen konnte. Dies führt zur Blutansammlung im Sinusoidalraum mit kontinuierlichem Zufluss sauerstoffreichen Blutes. Daher kommt es auch nicht zur Ischämie.
In diesem Fall ergeben sich zwei Behandlungsmöglichkeiten: Entweder eine Embolisation der betroffenen Gefäße oder eine konservative Behandlung. Der Patient entscheidet sich für die Embolisation: Die Fisteln werden mit speziellen resorbierbaren Schwämmen versorgt. Diese lösen sich innerhalb von 4–6 Wochen wieder auf. Eine Angiographie nach dem Eingriff zeigt ein zufriedenstellendes Ergebnis: Die Fisteln füllen sich nicht mehr weiter. Innerhalb des folgenden Jahres verbessert sich die erektile Funktion des Mannes langsam, bis sie wieder vollständig hergestellt ist.
Textquelle: Prattley et al. / Case Reports in Urology
Bildquelle: Deon Black, Unsplash
Hinweis: Dieser Kanal dient der Veranschaulichung kurioser und obskurer Patientengeschichten. Die Darstellungen orientieren sich an realen, in Fachzeitschriften veröffentlichten Fallberichten. Aufgrund der Kuriosität und Individualität der Fälle kann das Vorgehen allerdings von den aktuellen medizinischen Leitlinien abweichen.