'Heute ist ein schwerer Tag', sagte die Bundeskanzlerin nach der Bund-Länder-Konferenz gestern, am 28.10.2020. 'Wir wissen, was wir den Menschen zumuten.'
'Hier stehen wir und können nicht anders'? Was ist das bloß für eine Botschaft der Politik angesichts steigender SARS-CoV-2-Infektionen und COVID-19-Erkrankungen?
Nach Gutsherrenart legen Bund und Länder ohne parlamentarische Abstimmung weite Bereiche des öffentlichen Lebens still.
Nur noch Angehörige von zwei Haushalten mit maximal zehn Personen sollen sich treffen. MitarbeiterInnen sollen Heimarbeit machen.
Schulen und Kindergärten bleiben geöffnet.
Einzelhandels-Geschäfte dürfen nicht mehr als einen Kunden pro zehn Quadratmeter Verkaufsfläche einlassen.
Gottesdienste bleiben erlaubt.
Verbot für Veranstaltungen im Unterhaltungs- und Freizeitbereich: Kinos, Theater und Freizeitparks bzw. Amateursport müssen ruhen; Spiele im Profisport finden ohne Zuschauer statt. Fitnessstudios und Schwimmbäder werden geschlossen.
Verzicht auf private Reisen, Tagesausflüge und Verwandtenbesuche, Hotels und Pensionen dürfen keine Touristen aufnehmen...
Der Verein "ÄRZTE FÜR AUFKLÄRUNG", der ja eigentlich gegen Aufklärung ist, lehnt die gewählte Bundesregierung rundweg ab. Das war bei deren Verschwörungstheorien auch nicht anders zu erwarten.
In der seriöseren Medizin-Szene gibt es einen Dissens. Einerseits wird beklagt: Ohne Nachverfolgbarkeit gerät das Infektionsgeschehen bei COVID-19 außer Kontrolle. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/117819/COVID-19-Ohne-Nachverfolgbarkeit-geraet-Infektionsgeschehen-ausser-Kontrolle
Zu diesem Thema erklärte die Bundeskanzlerin aktuell, dass die Nachverfolgung bereits in 75% logistisch scheitern würde.
Andererseits wird die Abkehr von der individuellen Kontaktpersonennachverfolgung durch die Gesundheitsämter sowie die Einführung eines bundesweit einheitlichen Ampelsystems gefordert.
Letztgenannte Forderungen werden vom Chef der Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), dem orthopädischen Kollegen Dr. med. Andreas Gassen, von Prof. Dr. med. Hendrik Streeck, Prof. Dr. med. Jonas Schmidt-Chanasit und KBV-Vize, Dr. med. Stephan Hofmeister gestellt und von vielen Ärzteverbänden unkritisch unterstützt: Die Gesundheitsämter sollten zudem eine Priorität auf Fälle mit Bezug zu medizinischen und pflegerischen Einrichtungen oder Veranstaltungen mit vielen Infizierten legen. Risikogruppenadaptierte Maßnahmen unterscheiden sich damit aber kaum noch von regierungsamtlichen Bund-Länder-Runden.
Hendrik Streeck/Jonas Schmidt-Chanasit sind jedoch nicht die alleinvertretenden, allwissenden Meinungsmacher und -führer in der internationalen CORONA-Debatte. Sie bewirken mit ihrer Initiative leider auch, Reste von Konsens bei der Bekämpfung von SARS-CoV-2-Infektionen und COVID-19-Erkrankungen zu zerstören.
Die Bundesärztekammer (BÄK) mit ihrem Vorsitzenden Dr. med. Klaus Reinhardt, der sich im ZDF bei Markus Lanz mit irritierend-verstörenden Masken-Aussagen blamierte und am Folgetag zurückruderte, hat sich zum Thema 2. Lockdown erfreulicherweise nicht geäußert.
Die von der Kanzlerin und den Länder-Chefs aufgebaute „Drohkulisse“ führe eher zur Ermüdung der Menschen im Land denn zu einer Verbesserung der Wirksamkeit der vorgeschlagenen und sogar angeordneten Maßnahmen, heißt es auch in einem Papier von Experten, zu denen die ehemaligen Gesundheitsweisen Professor Matthias Schrappe und Professor Gerd Glaeske sowie der Kassenverbands-Chef Franz Knieps zählen.
Doch was ist dran an den neuen Forderungen der Bundesregierung und der Länder? Sind diese nicht doch zu selbstherrlich, unbegründet und unverhältnismäßig autoritär? Die zu Grunde liegende Datenbasis ist erschreckend dürftig!
Das Robert-Koch-Institut (RKI) liefert dazu eine eher verstörende Grafik:
Was soll z.B. die Unterscheidung zwischen Wohnstätten und Privater Haushalt? Warum Flüchtlingsheim und Wohnheim getrennt? Med. Behandlungseinrichtung, Krankenhaus und Praxis spielen zusammen eine völlig untergeordnete Rolle im Corona-Krankheitsgeschehen! Warum Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte getrennt?
Und was um Himmels Willen sollen Speisestätten sein? Mensa, Cafeteria, Kantine, Tageseinrichtung, Imbissbude, Gaststätte, Hotel-Gastronomie oder gar Buffet im Swingerclub oder Erdnüsse/Oliven in der Nacht-, Nackt- oder Ski-Bar?
Während in den Kalenderwochen 14-17 extrem viele Pandemie-Fälle in Alten-, Pflege- und Flüchtlings-Heimen auftraten, tauchen Kategorien wie Kino, Kultureinrichtungen und Schwimmbäder nie als Risiko-Hotspots auf.
Angesichts von Pandemie, Lockdown II, realen Bedrohungen durch SARS-CoV-2-Infektionen und COVID-19-Erkrankungen dann auch noch von "Nationaler Gesundheitslage" zu sprechen, ist erschreckend dilettantisch: Es muss "Nationale Krankheitslage" heißen!
Mit ihrer beschönigenden Gesundheits-Begrifflichkeit und den wahllos-willkürlichen, unbegründeten, unverhältnismäßigen und unlogischen Lockdown-Maßnahmen heizen Bundesregierung und Länder nur das an, was sie vermeiden zu wollen vorgeben:
Eine CORONA-KAKOPHONIE mit wiedersprüchlichsten bio-psycho-sozial-medizinischen gesellschaftspolitischen und juristischen Auseinandersetzungen.