Wie viele Intensivbetten stehen bereit? Während der Corona-Pandemie ist das die Zahl, die alle Medien beschäftigt – auch, wenn sie wenig Aussagekraft hat. Brauchen wir eine neue Zahl?
„Eine Überlastung der intensivmedizinischen Kapazitäten ist derzeit nicht zu erwarten“, auch wenn es wie jeden Winter einen Engpass beim Pflegepersonal geben werde, hieß es bis vor kurzem seitens der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI).
Das klingt nun deutlich anders: „Ausreichend Intensivbetten und Beatmungsgeräte helfen nicht weiter, wenn wir kein Personal haben, um die Patienten zu versorgen. Grob geschätzt fehlen bundesweit 3.500 bis 4.000 Fachkräfte für die Intensivpflege.” So fasst die DIVI das Problem heute (Dienstag) in einem Tweet zusammen. „Grob geschätzt fehlen die alleine in NRW“, antwortet Blogger und Anästhesist Narkosedoc.
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Dass das ohnehin schon knappe Personal im Zuge der Pandemie vermutlich noch knapper werden wird, ist ein Problem, das großen Einfluss auf die Kapazitäten in der Versorgung von COVID-19-Patienten hat. Für medizinisches Fachpersonal ist das Thema natürlich nicht neu. Schon lange sehen Kritiker, allen voran Klinikmitarbeiter, den alleinigen Fokus auf die Intensivbettenzahl in Deutschland problematisch. „Ist ja nicht so, dass wir Pflegefachpersonen schon deutlich länger warnen“, sagt zum Beispiel Krankenpfleger Alexander Jorde.
„‚Aber das sind doch noch totaaaaal viele Betten.‘ Das Mantra derjenigen, die bei Exponentialfunktionen gerade auf dem Klo oder eine rauchen waren“, sagt etwa ein User auf Twitter.
„Wisst ihr, was gut ist? Dass Krankenhauspersonal nie krank wird, wenn ein Virus grassiert. Die sind mit Teflon beschichtet, an denen perlt alles ab“, scherzt eine Userin.
Dieses Wissen dringt nicht in das Bewusstsein der Gesellschaft durch, solange es medial lediglich um die Anzahl von Betten geht – so lautet die Argumentation vieler Menschen, die sich deshalb ein neues Anzeigesystem wünschen. Jemand schlägt etwa vor, künftig die Zahl der „Bepflegbaren ITS-Betten“ statt „freien Betten“ anzugeben. „Bitte beachten, dass 20–30 % der ausgewiesenen Betten mangels Personal nicht belegbar sind. Das DIVI-Register sollte diese Betten endlich rausnehmen, da sie eine tatsächlich nicht vorhandene Reserve suggerieren“, empfiehlt ein anderer.
Wie lässt sich das Problem eurer Ansicht nach am besten lösen? Erzählt es uns in den Kommentaren.
Bildquelle: Curtis MacNewton/Unsplash