Einer Studie zufolge hemmt das Antidepressivum Fluoxetin sowohl die Aufnahme von SARS-CoV-2 in die Zelle als auch seine Weiterverbreitung in der Zellkultur.
Bei der Suche nach einem sicheren und effektiven Gegenmittel für COVID-19 wird nicht nur auf völlig neue Ansätze gesetzt: Getestet werden auch bereits zugelassene Medikamente. So haben sich Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät Münster Fluoxetin, besser bekannt unter dem Produktnamen Prozac®, mal genauer angeschaut. Die Studienergebnisse wurden jetzt in „Emerging Microbes & Infections“ veröffentlicht.
Seit 1988 ist der Arzneistoff Fluoxetin als Antidepressivum erhältlich. Seine eigentliche Aufgabe ist es, die Aufnahme von Serotonin zu hemmen, doch könnte er auch eine entscheidende Rolle in der Behandlung von Corona-Patienten spielen.
Die Forschungsgruppe befasst sich mit Wirkstoffen, die an der „Schnittstelle“ von Wirt und Erreger wirken – den Endosomen. Ziel ist es, Medikamente zu finden, die die Aufnahme von SARS-CoV-2-Viren in eben diesem Bereich hemmen und so die Schwere einer COVID-19-Erkrankung verringern.
Das Team fand heraus, dass Fluoxetin sowohl die Aufnahme von SARS-CoV-2 als auch seine Weiterverbreitung in der Zellkultur hemmt, ohne dabei zytotoxisch zu wirken. Das Antidepressivum gehört zu der Gruppe der FIASMA (funktionelle Inhibitoren der sauren Sphingomyelinase). Diese umfasst eine Vielzahl von pharmakologischen Wirkstoffen, die das Enzym ASM hemmen und sowohl Zellwachstum als auch Zelltod regulieren.
Versuche haben gezeigt, dass auch die Arzneistoffe Amiodaron und Imipramin aus der Gruppe der FIASMA die Aufnahme und Verbreitung von SARS-CoV-2 in der Zelle hemmen.
Medikamente auf FIASMA-Basis sind als verträglich bekannt und in ihrer klinischen Anwendung weit verbreitet. Die Wissenschaftler sind aufgrund ihrer Ergebnisse optimistisch:
„Die Erforschung von lizenzierten und sich bereits in Gebrauch befindenden Arzneimitteln könnte dazu führen, dass viele Wirkstoffe auch antiviral eingesetzt werden“, sagt Prof. Ursula Rescher, Leiterin der Forschergruppe. Davon würden dann durch mehr Therapieoptionen auch die COVID-19-Patienten profitieren.
Zur Veröffentlichung kommt ihr hier.
Dieser Text basiert auf einer Pressemittelung der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Bildquelle: Christina Victoria Craft, Unsplash