Antikörpertests für Laien: Yay oder nay?

Antikörpertests für Laien: Yay oder nay?Die Drogeriekette dm verkauft online Tests auf Antikörper gegen SARS-CoV-2. Was ist davon zu halten? Im Webshop von dm findet man ab sofort einen Coronavirus-Antikörpertest für knapp 60 Euro. Der Screenshot zeigt, wie dm dafür wirbt. Die Werbung richtet sich an dm-Käufer, also an Laien. Screenshot: DocCheckWas spricht für die Tests?

Das Angebot ist niedrigschwellig. Viele Menschen ohne schwerwiegende Symptome – oder ohne jegliche Beschwerden – lassen sich nicht testen. Das würde Arztpraxen ohnehin nur weiter belasten. Diese Lücke könnten Tests von dm schließen.

Schon beim Thema HIV hat sich gezeigt, dass Patienten Tests zu Hause, ob als Kit zum Einsenden der Proben oder als Vor-Ort-Test, eher annehmen als Untersuchungen beim Arzt.

Laut Hersteller liegt die Spezifität zwischen 98,9 und 99,2 Prozent. Als Sensitivität werden 97,4 bis 100 Prozent genannt. Das sind passable Werte.

Was spricht gegen die Tests?

Ob Anwender den Sinn der Untersuchung immer verstehen, ist fraglich. Es handelt sich um keine Möglichkeit, akute Infektionen mit SARS-CoV-2 nachzuweisen (siehe Grafik oben). Aber genau das werden Laien teilweise machen, anstatt sich beim Arzt oder beim Gesundheitsamt zu melden.

Im Labor werden IgG-Antikörper erfasst. Laut einer Cochrane Review ist die Empfindlichkeit von Tests gegenüber IgG, IgM oder IgA in der ersten Erkrankungswoche gering und steigt ab der zweiten Woche an; zu dem Zeitpunkt empfiehlt der Hersteller ja den Test. Wie es nach der dritten Woche weitergeht, weiß man nicht genau.

Es stellt sich auch die Frage, was Ergebnisse bringen. Findet man Antikörper, ist das noch lange keine Garantie für Immunität. Mehrere Fallberichte, u. a. in The Lancet zusammengefasst, zeigen, dass sich Patienten tatsächlich erneut anstecken können.

Ist der Antikörper-Test positiv ab, wiegen sich Bürger in falscher Sicherheit. Was spricht jetzt noch gegen die Party oder den Skiurlaub, man ist ja geschützt. Also weg mit der Maske und auf ins Vergnügen.

Eine Beratung bei der Abgabe findet nicht statt.

Mein Fazit: Wenig sinnvoll So lange uns wissenschaftliche Informationen fehlen, profitieren nur Anbieter und Hersteller von solchen Tests. Das Wissen, eine Infektion durchgemacht zu haben, bietet momentan keinen Mehrwert, verleitet aber dazu, die „AHA+L“-Regeln zu umgehen – oder sich trotz Beschwerden nicht vom Arzt untersuchen zu lassen.Bildquelle: Liz Sanchez-Vegas, unsplash