Wissenschaftler aus den USA haben Hinweise darauf, dass eine bereits bestehende Low-Dose-Therapie mit ASS den Verlauf im Falle einer COVID-19-Erkrankung abmildern kann.
Ergebnisse einer Beobachtungsstudie weisen darauf hin, dass hospitalisierte COVID-19-Patienten unter Acetylsalicylsäure ein geringeres Komplikations- und Sterberisiko haben. Hierfür haben sich die Wissenschaftler die Krankheitsverläufe von 412 hospitalisierten Corona-Patienten genauer angesehen. Dabei konnten sie feststellen, dass ein Viertel der im Schnitt 55 Jahre alten Patienten aufgrund kardiovaskulärer Erkrankungen entweder schon vor ihrer Einlieferung oder direkt danach eine tägliche Low-Dose-Therapie (hier 81 mg ASS) mit Aspirin erhielten.
Den Wissenschaftlern fiel auf: Patienten unter Acetylsalicylsäure (ASS) mussten seltener mechanisch beatmet werden (35,7 vs. 48,4 %) und wurden außerdem seltener auf die Intensivstation verlegt (38,8 vs. 51,0 %). Unter den ASS-Patienten kam es zwar etwas häufiger zu Todesfällen (26,5 versus 23,2 %), der Unterschied war aber statistisch nicht signifikant. Zu beachten gillt es hier, dass die gesundheitliche Ausgangssituation der ASS-Patienten von Vornherein ungünstiger war, da sie häufiger an Herz- oder Nierenerkrankungen, erhöhtem Blutdruck oder Diabetes litten, weshalb sie auch unter ASS standen.
Nachdem die Autoren der Studie sowohl Risikofaktoren wie diese, als auch andere Aspekte wie Geschlecht, Alter oder Ethnie beim Vergleich der Daten berücksichtigten, schienen die Vorteile von ASS deutlich: Patienten hatten ein um 44 % vermindertes Risiko für eine nötige mechanische Beatmung. Auch mussten sie zu 43 % seltener auf eine Intensivstation verlegt werden und das Sterberisiko war um 47 % vermindert.
Die Wissenschaftler weisen auch darauf hin, dass die ASS-Behandlung nicht mit einer erhöhten Rate schwerer Blutungen (6,1 vs. 7,6 %) oder klinischer Thrombosen (8,2 vs. 8,9 %) einherging.
Bei der Interpretation der Ergebnisse muss berücksichtigt werden, das es sich bei dieser Studie lediglich um eine Bobachtungsstudie mit einer recht geringen Patientenzahl handelt. Um aus diesen Ergebnissen Rückschlüsse für einen therapeutischen Einsatz schließen zu können, müssten randomisierte, kontrollierte Therapiestudien für den Einsatz von ASS bei COVID-19-Erkrankten durchgeführt werden. Ob es dazu jedoch kommt, ist fraglich, da die meisten Kliniken eine antikoagulative Behandlung meist mit Heparinen durchführen.
Schlussendlich weisen die Autoren der Studie auch darauf hin, dass die bekannten Nebenwirkungen von ASS wie etwa das erhöhte Blutungsrisiko gründlich gegen potentielle Vorteile bei der Behandlung von COVID-19 abgewogen werden sollten. Bei Patienten, die jedoch ohnehin regelmäßig ASS einnehmen, könnte der Krankheitsverlauf im Falle einer Infektion mit SARS-CoV-2 positiv beeinflusst werden.
Zur Studie kommt ihr hier oder hier.
Bildquelle: Joseph Greve, unsplash