Was ist die optimale Mindestmenge für die Behandlung extrem kleiner Frühgeborener? Dieser Frage sind deutsche Wissenschaftler jetzt in einer großangelegten Studie nachgegangen.
Die Wissenschaftler kommen darin zu dem Schluss, dass die kleinsten Frühgeborenen die größten Überlebenschancen haben, wenn sie in Perinatalzentren zur Welt kommen, die jährlich zwischen 50 und 60 solcher Kinder versorgen. Derzeit ist das nur in einem Viertel der hochspezialisierten Perinatalzentren („Level I“) in Deutschland der Fall.
Die Autoren empfehlen daher eine schrittweise Anhebung der Mindestmenge für sehr kleine Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht von unter 1.250 Gramm.
Für extrem unreife Frühgeborene gilt seit 2010 eine Mindestmenge von 14 Fällen pro Jahr und Klinik. Im selben Jahr setzte der G-BA eine höhere Mindestmenge von 30 Fällen pro Jahr und Klinik fest, allerdings klagten daraufhin mehrere Kliniken und bekamen Recht vor dem Bundessozialgericht. Die Begründung: Es gebe keine ausreichende wissenschaftliche Grundlage für die Erhöhung.
Die Autoren haben in der vorliegenden Studie nun versucht, die optimale Mindestmenge auf Grundlage deutscher Versorgungsdaten zu bestimmen. Sie haben dafür die Behandlungsergebnisse aller Frühgeborenen aus sämtlichen deutschen Perinatalzentren von 2010 bis 2018 untersucht. Die Arbeit ist damit der bislang umfassendste deutsche Beitrag zu dieser Fragestellung. Sie ist wissenschaftlich und politisch besonders relevant, weil der G-BA aktuell wieder über die Anhebung der Mindestmenge für Frühgeborene beratschlagt.
Eine Mindestmenge von 50 bis 60 Frühgeborenen pro Perinatalzentrum der maximalen Versorgungsstufe („Level I“) würde bedeuten, dass die Anzahl der entsprechenden Zentren von aktuell 163 auf rund ein Viertel dessen sinken würde. Damit könnten laut der Studie jährlich zwischen 25 und 40 Todesfälle vermieden werden. Die Anfahrtswege zu den Klinken würden sich in manchen Regionen durch die Reduzierung der Zentren verlängern. Wie viele Schwangere davon betroffen wären, ist noch nicht geklärt.
Der Artikel basiert auf einer Veröffentlichung des Science Media Centers.
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Bildquelle: Sharon McCutcheon, unsplash