Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, sorgt mit widersprüchlichen Aussagen zum Nutzen von Masken für Aufregung – und erntet Kritik.
In der Talkshow mit Markus Lanz erklärte BÄK-Chef Klaus Reinhardt, dass er nicht vom Nutzen von Masken zur Eindämmung der Pandemie überzeugt sei. Es gäbe keine wissenschaftliche Evidenz darüber, dass sie tatsächlich hilfreich sind. „Schon gar nicht im Selbstschutz und wahrscheinlich auch nur ganz wenig im Schutz, andere anzustecken.“
Gleichzeitig sagt er: „Die Maske hat eine Wirkung, ja. Punkt.“ Eine andere Frage sei aber, ob sie in der Form wirkt, „wie wir sie tragen“, also im Alltag, halbfeucht oder eine Woche nicht gewaschen.
Auch befürwortete er das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in Situationen, wo kein Abstand eingehalten werden könne, etwa im öffentlichen Nahverkehr oder engen Räumen. Im Freien sei das Maskentragen aber nicht nützlich. Reinhardt bezeichnete die Maskenpflicht, die an manchen öffentlichen Orten in Großstädten im Freien gilt, als „Vermummungsgebot“.
Für diese Aussagen erntete der BÄK-Chef viel Kritik. Karl Lauterbach fordert auf Twitter gar den Rücktritt. Seine Wortwahl sei „unentschuldbar“ für den „ranghöchsten deutschen Ärztefunktionär“, heißt es in einem Tweet.
Auch Susanne Johna, Vorsitzende des Marburger Bundes, kritisiert Reinhardt. In einer Pressemitteilung erklärt sie: „Gerade in der jetzigen Phase der Pandemie kommt es darauf an, mit klaren Botschaften die Bevölkerung über den notwendigen Infektionsschutz aufzuklären.“
Leider habe der BÄK-Präsident jüngst den Eindruck erweckt, dass für ihn Alltagsmasken zum Schutz vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus nur von geringem Wert seien, heißt es darin weiter. „Diese persönliche Auffassung des Bundesärztekammer-Präsidenten steht im Widerspruch zur aktuellen Studienlage und ist geeignet, das seit Monaten wirksame und evidenzgestützte Konzept zur Minimierung von Infektionen zu diskreditieren.“ Für den Marburger Bund stehe außer Frage, dass Masken das Risiko von Infektionen reduzierten.
Inzwischen hat die Spitze der Bundesärztekammer, zu der neben Klaus Reinhardt auch Ellen Lundershausen und Heidrun Gitter gehören, eine gemeinsame Erklärung abgegeben. Darin bekräftigen sie, dass in bestimmten Situationen das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sinnvoll sei: „Dieser ist zwar kein Schutz vor einer eigenen Infektion, hilft aber, durch eine mechanische Reduktion der Aerosol-Verbreitung andere zu schützen.“
Mehr zum Thema:
Bildquelle: United Nations COVID-19 Response, unsplash