Der Appetitzügler Fenfluramin könnte in einem neuen Anwendungsgebiet zum Einsatz kommen: beim Dravet-Syndrom, einer speziellen Epilepsieform.
Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der EMA hat eine Zulassungsempfehlung für Fenfluramin zur Behandlung des Dravet-Syndroms ausgesprochen. Das Medikament soll als Add-on-Behandlung von entsprechenden Patienten ab zwei Jahren gelten.
Es handelt sich um ein Anorektikum, das zwar strukturchemisch dem Amphetamin ähnlich ist, aber keine psychostimulierenden Begleiteffekte hat. Das Dravet-Syndrom bezeichnet eine frühkindliche Enzephalopathie, die der Gruppe der infantilen Epilepsie-Syndrome zuzuordnen ist. Die Erstmanifestation des Dravet-Syndroms erfolgt innerhalb des ersten Lebensjahres. Erstsymptome sind in einer Anfallsrate von 5 Anfällen pro Jahr auftretende fiebrige fokale, in der Regel unilateral ausgeprägte, motorische Krampfanfälle, die sekundär generalisieren und in einen Grand-mal-Anfall degenerieren können.
Vor etwa 20 Jahren wurde der Appetitzügler vom Markt genommen. Der Grund: schwere kardiovaskuläre Nebenwirkungen. In diesem Zeitraum wurden allerdings auch antiepileptische Wirkungen des Wirkstoffs bei Epilepsie-Patienten beobachtet. Die der Entscheidung zugrundeliegende Studie wurde im Vorjahr in Lancet veröffentlicht. Dem CHMP zufolge ist der genaue Wirkmechanismus noch nicht verstanden.
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