Die Gesellschaft für Virologie stellt sich entschieden gegen eine Corona-Strategie mit einer Herdenimmunität als Ziel.
In ihrer Stellungnahme kritisiert die Gesellschaft für Virologie (GfV) die sogenannte Great Barrington Declaration, die von drei Forschern aus den USA und Großbritannien verfasst wurde. In dieser Erklärung fordern die Wissenschaftler, statt bevölkerungsweiter Strategien, den gezielten Schutz älterer Menschen. So könnte der Großteil der Menschen ein normales Leben führen und – so argumentieren die Wissenschaftler – man käme der Herdenimmunität Stück für Stück näher (wir berichteten).
Eine unkontrollierte Durchseuchung würde zu einer eskalierenden Zunahme an Todesopfern führen, schreibt hingegen die GfV. Denn selbst bei strenger Isolierung älterer Menschen gebe es noch weitere Risikogruppen, die viel zu zahlreich, zu unterschiedlich oder auch unerkannt seien, um aktiv abgeschirmt werden zu können.
„Ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf ergibt sich beispielsweise bei Übergewicht, Diabetes, Krebserkrankungen, einer Niereninsuffizienz, chronischen Lungenerkrankungen, Lebererkrankungen, Schlaganfall, nach Transplantationen und während einer Schwangerschaft“, heißt es in der Stellungnahme.
Zudem wisse man noch gar nicht, wie lange eine durch Infektion erworbene Immunität anhält, so die GfV. Das Anstreben der Herdenimmunität ohne Impfung sei unethisch sowie medizinisch, gesellschaftlich und damit auch ökonomisch hochriskant.
Auch zahlreiche internationale Experten zeigen sich inzwischen äußerst besorgt angesichts der Verfolgung der in der Great Barrington Declaration propagierten Strategie. In einer vor wenigen Tagen in The Lancet erschienenen Erklärung (John Snow Memorandum) raten sie mit Nachdruck von einer unkontrollierten Durchseuchung der Bevölkerung ab.
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Bildquelle: Karen Vardazaryan, unsplash