Spahn sieht keine Engpässe bei der Versorgung mit den diesjährigen Grippeschutzimpfungen. Da möchten einige Ärzte und Apotheker widersprechen. Fünf von ihnen kommen hier zu Wort.
Während Ärzte und Apotheken besorgt auf die schwindende Menge an verfügbarem Grippeimpfstoff schielen und das Paul-Ehrlich-Institut bereits dazu aufgefordert hat, Lieferengpässe zu melden, sieht der Bundesgesundheitsminister das ganz anders. Vergangene Woche hat Jens Spahn öffentlich betont, es gäbe keine Versorgungs-, sondern lediglich lokale Lieferengpässe bei der diesjährigen Grippeschutzimpfung.
Quelle: Wolfgang Wittig
Hier kommen – neben Batman – fünf Menschen zu Wort, die Spahn in dieser Sache widersprechen möchten.
Jaschkowski warnte vor Engpässen, da bereits jetzt das Gros der 630 Apotheken Schleswig-Holsteins keinen Impfstoff mehr habe. Er sagt, dass vor allem Privatpatienten derzeit Schwierigkeiten damit haben, sich impfen zu lassen, weil es keine Einzelimpfstoffe mehr gäbe. Seiner Ansicht nach ist das ein hausgemachtes Problem der Politik, denn diese habe dieses Jahr verstärkt dazu aufgerufen, dass jeder sich impfen lässt. Jaschkowski betont: „Der Hauptfehler besteht darin, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und einzelne Ärzteverbände im Blick auf Corona dazu aufgefordert haben, auch Menschen zu impfen, die keinen Schutz brauchen.“
Gegenüber dem Verbrauchermagazin Super.Markt des rbb hat Terhardt sich besorgt darüber geäußert, dass der Impfstoff nicht für alle ausreichen wird, wenn sich jetzt zuerst diejenigen impfen lassen, die nicht zu den Risikogruppen gehören. „Mein Wunsch wäre tatsächlich eine abgestufte Empfehlung, dass man jetzt erst mal bis Mitte Dezember wirklich den Vorrang denjenigen gibt, die zu den Risikogruppen gehören. Und wenn dann die Situation so ist, dass der Rest der Risikogruppe sich wirklich nicht impfen lassen möchte und es noch genug Impfstoff gibt, dann könnte man das von mir aus auch gerne freigeben.“
Weigeldt appelliert an die Politik: „Es muss dringend sichergestellt werden, dass jetzt überall genügend Impfdosen vorhanden sind und es nicht zu längeren Verzögerungen kommt! Es darf nicht sein, dass einerseits zum Impfen aufgerufen wird, dann aber die Impfstoffe nicht nachkommen!“
Er bemerkt, dass viele Hausarztpraxen aktuell eine vergleichsweise frühe und hohe Nachfrage zur Grippeimpfung feststellen. „Wenn dann allerdings die nächste Charge auf sich warten lässt, führt das zu Sorgen bei den Patientinnen und Patienten. Für die betroffenen Hausarztpraxen heißt das dann, ihre Patienten beruhigen, Wartelisten anlegen und gleichzeitig die Apotheken im Umkreis abtelefonieren (…). Wenn es dann in der Praxis oder Apotheke heißt, dass es aktuell keinen Impfstoff mehr gibt, sorgt das für Verunsicherung und Unmut. Daher ist es unabdingbar, nicht nur zum Impfen aufzurufen, sondern auch sicherzustellen, dass die impfwilligen Patientinnen und Patienten, allen voran natürlich die Risikopatienten, diese Impfung auch erhalten können!“
Mertens erklärte gegenüber dem MDR bereits Anfang September, dass eine Nachbestellung mehrerer Millionen Dosen des Grippeschutzimpfstoffs nicht möglich ist, weil der Grippe-Impfstoff für die kommende Saison schon produziert sei. „Wenn ein großer Run auf die Impfung entstehen würde, dann könnte es auch bei der bestehenden STIKO-Empfehlung knapp werden.“
Von Nida steht hier stellvertretend für die Vor-Ort-Apotheken, deren Vertreter sich in den sozialen Netzwerken zum Engpass äußern. Jede Apotheke hat zur Zeit das gleiche Problem, nämlich verunsicherte und verärgerte Kunden, die wegen Spahns Statements nicht verstehen, warum sie sich auf eine lange Warteliste für den Impfstoff setzen lassen müssen. Von Nida hat es in einem Post sehr deutlich gemacht:
Zugesagt ist eine weiter Auslieferung des Impfstoffs ab Mitte/Ende November. Wir hoffen jetzt, dass unser Gesundheitsminister Recht behält, und alle versorgt werden können, die die Impfung nötig haben.
Bildquelle: Martin Fisch, flickr