Die Resilienz soll helfen, das Beste aus der Situation mit SARS-CoV-2-Infektionen und COVID-19-Erkrankungen zu machen. Resilienz-Forscher beziffern die Fähigkeit der Menschen, durchgreifende Resilienz zu besitzen, auf 30+ Prozent. Resilienz oder psychische Widerstandsfähigkeit ist die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen. Mit Resilienz verwandt sind Entstehung von Gesundheit (Salutogenese), Widerstandsfähigkeit (Hardiness), Bewältigungsstrategie (Coping) und Selbsterhaltung (Autopoiesis). In der Medizin bezeichnet Resilienz auch die Aufrechterhaltung /rasche Wiederherstellung der psychischen Gesundheit während oder nach stressvollen Lebensumständen und wird als Ergebnis der Anpassung an Stressoren definiert.
Psychische Widerstandsfähigkeit ist nicht nur in Extremsituationen, sondern immer von Vorteil. Menschen mit diesem Merkmal werden allgemein als resilient bezeichnet. Der Begriff auch für Menschen verwendet, die mit Belastungen der Arbeitswelt in angemessener Weise umgehen und so ihre psychische Gesundheit erhalten.
Resilienz
Faktoren, die Resilienz beeinflussen, sind personale Faktoren, Umwelteinflüsse und Prozessfaktoren. Zu den personalen Faktoren gehören kognitive (z. B. Intelligenz, Deutungs- und Sinngebungs-Modelle der Realität, Religiosität) wie auch emotionale Fähigkeiten, Emotionen und Handlungen zu kontrollieren, die Selbstwirksamkeitserwartung, die Toleranz für Ungewissheit, die Fähigkeit, Beziehungen aktiv gestalten zu können oder aktive Einstellung zu Problemen (Problemfixierung, Problemlösungsorientierung). Umweltfaktoren sind die Unterstützung durch die Familie, die eigene Kultur, die Gemeinschaft, das soziale Umfeld und die schulische Umgebung. Prozessfaktoren sind wahrgenommene Perspektiven, Akzeptanz des Unveränderbaren und Konzentration aller Energien auf das als nächstes zu Bewältigende und die zu entwickelnden, schrittweisen Strategien.
Wermutstropfen bleiben:
Resiliente Personen besitzen die Fähigkeit, positive Möglichkeiten und bessere Bewältigungsstrategien ("coping") dort zu entwickeln, wo sie sich anbieten. Doch wenn keine Möglichkeiten sich z. B. in akuten, lebensbedrohlichen Situationen (COVID-19 Erkrankungen auf Intensivstationen ICU=ITS) oder in wirtschaftlichen Dauerkrisen (Kulturschaffende, Reisebranche) ergeben, sind selbst sehr resiliente Personen machtlos und benötigen professionelle externe Hilfen zum Überleben.
Kein Resilienz-Hype
Vor der allgemein-universellen Verwendung des Resilienzbegriffs ist zu warnen: Dabei besteht die Tendenz zur Individualisierung gesellschaftlicher Risiken und zur Privatisierung sozialer Verantwortung als „Neoliberalismus" in der Psychotherapie“. Ein Resilienz-Hype suggeriert, dass ein Allheilmittel gegen Pandemien, Krisen und Probleme aller Art gefunden worden sei. Die Kritik am Resilienz-Begriff sieht das Problem natürlich nicht in der Stärkung der Widerstandskraft der Menschen und der Unterstützung von Personen, sich vor Katastrophen zu schützen. Sondern der Resilienz ist die damit einhergehenden Tendenz immanent, unwürdige, inakzeptable Verhältnisse oder gewaltsame Übergriffigkeit der Obrigkeit, des Staates oder der Zivilgesellschaft als gegeben zu akzeptieren, um lediglich einen besseren Umgang damit zu finden.
Sozialpsychologie
Im Diskurs der Sozialpsychologie hat sich „Resilienz“ vor allem als direkter Gegenbegriff zur „Vulnerabilität“ (Verwundbarkeit) etabliert. Im Vordergrund stehen dabei die Widerstands- und Regenerationsfähigkeit von postindustriellen Gesellschaften angesichts moderner und zunehmend unvorhersehbarer infektiologisch-ökologisch-ökonomischer Risiken auf Grund von Umweltveränderungen und -katastrophen. Dieser Diskurs knüpft an Forschungen zur Vulnerabilität und Interdependenz von Gesellschaften an. In der Katastrophensoziologie wird Resilienz als robuste Widerstandskraft ganzer Gesellschaften gegen flächendeckende Verheerungen verstanden, z. B. im Bereich der sozialen Voraussetzungen eines wirksamen Selbstschutzes bei Pandemien.
Entwicklungspsychologische Einfluss-/Stellgrößen
Viele positive/negative Einfluss- und Stellgrößen gilt es zu beachten. Als Beispiel: Familien resilienter Kinder unterscheiden sich signifikant von denen nicht resilienter Kinder:
Die Vielfalt und Kontextspezifik von Schutzfaktoren zeigt, dass eine kontinuierliche, sichere Bindung zu einer Bezugsperson als ein entscheidender Schutzfaktor gewertet werden kann. Wenn eine solche familiäre Bezugsperson nicht vorhanden ist, suchen sich resiliente Kinder oft Bezugspersonen außerhalb der Familie. In diesem Fall verlassen sie nach der Schulzeit oft das negative Milieu ihrer Familie und suchen nach einer „besseren“ Umgebung.
Foto: Oktober-Amaryllisblüte (sonst erst im März) wg. des extrem trockenen Sommers mit nachfolgender Herbst-Nasskälte eine besondere "Resilienz" der Pflanze. Copyright Dr. Schätzler