Eine WHO-Studie zweifelt an der Wirksamkeit von Remdesivir bei COVID-19-Patienten. Auch drei andere Wirkstoffe fallen durch.
In einer großangelegten Studie mit über 11.000 Probanden aus 30 Ländern zeigte das Medikament Remdesivir keine Vorteile bei der Genesung von COVID-19-Patienten. Remdesivir ist das erste Arzneimittel, das auch in der EU eine bedingte Zulassung für die Behandlung von COVID-19-Patienten erhalten hat.
Die Studie ist Teil des SOLIDARITY-Trials, der von der WHO in Auftrag gegeben wurde. Neben Remdesivir wurde darin auch die Wirkung von Hydroxychloroquin, dem HIV-Medikament Lopinavir/Ritonavir sowie von Interferon getestet.
Alle vier Medikamente hätten nur einen geringen oder keinen Einfluss auf die Sterblichkeit oder die Länge des Krankenhausaufenthalts der Patienten gezeigt, heißt es in der Studie. Noch muss die Studie allerdings das Peer-Review-Verfahren durchlaufen.
Hydroxychloroquin und Lopinavir/Ritonavir konnten bereits in der Vergangenheit keine zufriendestellenden Ergebnisse bei der Behandlung von COVID-19-Patienten liefern. Remdesivir stellte sich bislang jedoch als wirksam heraus.
So stehen die Ergebnisse der WHO-Studie im Kontrast zu einer US-Studie mit 1.062 Patienten, die Anfang des Monats in NEJM veröffentlicht wurde. In der finalen Auswertung verkürzte Remdesivir die Genesungszeit von COVID-19-Patienten um fünf Tage im Vergleich zu Erkrankten, die das Medikament nicht erhielten.
Laut Gilead, Hersteller von Remdesivir, stehen die Ergebnisse der WHO im Widerspruch zu Studien, die den klinischen Nutzen von Remdesivir belegten. „Wir sind besorgt, dass die Daten dieser globalen Studie nicht der strengen Überprüfung unterzogen wurden, die erforderlich ist, um eine konstruktive wissenschaftliche Diskussion zu ermöglichen, insbesondere angesichts der Einschränkungen des Studiendesigns“, wird Gilead in Medien zitiert.
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