Für die Entwicklung einer gesunden Darmflora ist eine vaginale Geburt von Vorteil. Wissenschaftler haben nun eine Möglichkeit gefunden, wie Kinder nach einer Geburt per Kaiserschnitt unterstützt werden können.
Bei einer vaginalen Geburt kommen Säuglinge mit unterschiedlichsten Körperflüssigkeiten der Mutter in Kontakt. Dabei unterstützen auch Bakterien aus dem Darm der Mutter den Aufbau der kindlichen Darmflora. Wird ein Kind per Kaiserschnitt geboren, so können ihm unter Umständen wichtige Keime aus der mütterlichen Darmflora fehlen. Folgen können ein unvollständig ausgereiftes Darmmikrobiom und ein erhöhtes Allergierisiko sein.
Mediziner aus Finnland haben nun eine Methode gefunden, die Darmflora dieser Kinder bei der Entwicklung zu unterstützen. Dafür verabreichten sie ihnen direkt nach der Geburt eine mit Muttermilch verdünnte Stuhlprobe der Mutter. Schon eine Woche nach dem Prozedere gab es bei diesen Kindern keinen Unterschied mehr zur Darmflora vaginal geborener Kinder. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler im renommierten Journal Cell.
Sie betonen aber auch: Eine solche Maßnahme darf nur von Medizinern durchgeführt werden. Denn die verabreichte Probe wurde fachgerecht auf Krankheitserreger getestet und aufbereitet, um eine Infektion der Säuglinge auszuschließen. Von den 17 schwangeren Frauen, die ursprünglich an der Studie teilnehmen wollten, wurden zehn aufgrund von Krankheitserregern in ihren Stuhlproben oder Vaginalabstrichen abgelehnt.
Für die Transplantation fäkaler Mikroben wurden die Stuhlproben der Mütter drei Wochen vor Geburt mikrobiologisch analysiert, verdünnt und bei - 80 °C konserviert. Nach der Geburt erhielten die Kinder so rund sieben Millionen lebende Bakterien der mütterlichen Darmflora. Anschließend wurden alle Kinder mindestens zwei Monate lang gestillt. Während dieser Zeit wurden Stuhlproben der Kinder entnommen und mit denen von anderen vaginal- oder per Kaiserschnitt geborenen Kindern verglichen.
Und tatsächlich: Bereits ab Tag 7 post partum entsprach die Darmflora der Kinder mit „Mikroben-Spende“, der von vaginal geborenen Kindern. Stuhlproben von Kaiserschnitt-Kindern, die keine Transplantation erhalten hatten, enthielten deutlich weniger Bacteroides- und Bifidobakterien, dafür aber einen größeren Anteil von potentiell krankheitserregenden Enterokokken, Enterobacter-Spezies und Klebsiellen. Im weiteren Verlauf wollen die Mediziner nun ermitteln, in wie weit auch die Entwicklung des Immunsystems von der Mikroben-Spende beeinflusst wird.
Zur Original-Publikation der Forscher aus Helsinki kommt ihr hier.
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