Herzinsuffizienz wird bei bei Diabetikern oft zu spät erkannt. Gleichzeitig haben viele Patienten mit Herzschwäche einen unerkannten Diabetes. Das sollten Ärzte bei der jeweiligen Therapie auf dem Schirm haben.
Das Risiko für Herzkreislauferkrankungen ist bei einem Diabetes mellitus zwei- bis vierfach erhöht, bei Frauen sogar bis sechsfach. „Die Herzinsuffizienz, auch Herzschwäche genannt, ist die häufigste kardiovaskuläre Folgeerkrankung des Diabetes“, sagt Prof. Nikolaus Marx, Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin der Uniklinik der RWTH Aachen.
Hinzu kommt, dass die Herzinsuffizienz bei Menschen mit Diabetes oft zu spät erkannt wird, deutlich komplizierter verläuft und somit besonders schlechte Überlebensprognosen nach sich zieht: Pro Jahr muss nahezu jeder Sechste aufgrund seiner Herzschwäche ins Krankenhaus eingeliefert werden. „Von dieser kardiovaskulären Erkrankung sind deutlich mehr Diabetespatienten betroffen als bislang angenommen“, betont Marx.
Über welche Mechanismen der Diabetes das Herz schädigt und das Risiko für eine Herzschwäche erhöht, ist noch nicht vollständig geklärt. „Vermutlich spielen hier Stoffwechselveränderungen im Herzmuskel eine Rolle, vor allem im Kalzium- und Energiestoffwechsel“, sagt Marx, Sprecher des DDG Ausschusses „Herz, Diabetes & Hormone der DDG, DGE & DGK“.
Neuen Erkenntnissen zufolge trägt dazu nicht nur der erhöhte Blutzucker selbst bei, der die Gefäße und Organstruktur schädigen kann, sondern auch Immunbotenstoffe sowie Botenstoffe aus dem Fettgewebe und der Leber, die bei Menschen mit Diabetes häufig durch Fetteinlagerungen geschädigt ist. „Um diese Veränderungen früh zu erkennen ist eine stringente, interdisziplinäre leitlinienorientierte, evidenzbasierte Therapie des Diabetes vonnöten“, bilanziert Prof. Ralf Lobmann, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Geriatrie am Klinikum Stuttgart und diesjähriger Tagungspräsident der DDG-Herbsttagung.
„Gleichzeitig haben zwischen 25 und 40 Prozent der Patienten mit einer Herzinsuffizienz auch einen – oft unerkannten – Diabetes“, so Lobmann. Liegt eine Herzinsuffizienz vor, sollte auch immer auch auf einen Diabetes untersucht werden. „Diabetes und Herzinsuffizienz dürfen daher nicht unabhängig voneinander betrachtet werden, sondern als gefährliches Duo“, ergänzt Marx. Dieser Umstand müsse vermehrt in die jeweilige Therapie einfließen.
Mittlerweile gebe es konkrete Empfehlungen für die Diabetestherapie bei Patienten mit bereits bestehender oder beginnender Herzschwäche. „Hier hat sich besonders die Behandlung mit so genannten SGLT2-Hemmern bewährt“, führt Marx aus. Diese Wirkstoffe, die die Zuckerausscheidung über die Niere verstärken, konnten in Studien die Zahl der Krankenhauseinweisungen wegen einer Herzinsuffizienz sowie den kardialen Tod deutlich verringern.
„Um die derzeit noch schlechten Prognosen für diese Patientengruppe zu verbessern, brauchen wir ein noch besseres Verständnis der Pathophysiologie. Dieses kann uns wiederum helfen, die Therapie besser zu individualisieren und auch die Diabetesmedikation bei Herzinsuffizienz gezielter einzusetzen.“
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).
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