Die Harnblase vollbringt täglich Höchstleistungen. Kaum ein Organ ist so dehnbar und in seiner Größe so flexibel wie die Blase.1 Sie ist in der Lage sich mehrfach täglich auszudehnen und nach der Entleerung wieder zur Ausgangsgröße zurück zu schrumpfen. Maßgeblich daran beteiligt sind das Urothel, elastische Fasern sowie Muskelgewebe.1
Der Grund für diese Fähigkeit liegt in der besonderen Funktion der Blase im System der ableitenden Harnwege, dem Urogenitaltrakt, begründet. Sie fungiert zum einen als Speicherorgan.1 Damit sind wir Dank der Harnblase in der Lage, den, kontinuierlich von den Nieren gebildeten, Urin zurückzuhalten und die Frequenz von Harnentleerungen zu reduzieren.1 Die zweite Funktion der Blase im Zusammenspiel der verschiedenen Organe des Urogenitaltrakts besteht in der Ausscheidung des Urins2 – einem wichtigen Regulationsmechanismus des Salz- und Wasserhaushalts des Körpers.
Verschiedene Erkrankungen können jedoch die Blase schädigen1 und ihre Funktion beeinträchtigen, darunter das Harnblasenkarzinom. Selten, in ca. 10% der Fälle, liegt das Karzinom dabei außerhalb der Blase, z.B. in den Harnleitern. In schätzungsweise 90% der Fälle handelt es sich um ein Urothelkarzinom der Harnblase.3 Im Normalfall bietet das Urothel, die widerstandsfähige Schleimhaut mit der die Blase ausgekleidet ist, Schutz gegen Bakterien und andere Krankheitserreger sowie vor reizenden, allergisierenden, giftigen oder krebserregenden Substanzen. Ist das Urothel jedoch über einen langen Zeitraum sehr starken Reizen, Giftstoffen oder anderen schädlichen Einflüssen ausgesetzt (z.B. durch Rauchen oder Arbeit mit Giftstoffen), kann es zur Zerstörung der Schleimhautbarriere kommen – mit der Folge chronischer Schädigungen. Mit diesen kann wiederum ein erhöhtes Risiko für ein Harnblasenkarzinom einhergehen.4
Das Frühstadium des Harnblasenkarzinoms verläuft in vielen Fällen asymptomatisch oder ist lediglich durch unspezifische Symptome gekennzeichnet, die von den Patienten oftmals als Folge eines Infektes fehlgedeutet werden. Dazu zählen Schmerzen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang verbunden mit nur geringen Urinmengen und Hämaturie (Blut im Urin). Ist der Krebs bereits fortgeschritten, nehmen die Beschwerden in ihrer Deutlichkeit zu. Schmerzen im Unterleib sowie in der Nierengegend und im Falle einer bereits vorliegenden Metastasierung auch die Schwellung von Lymphknoten.4
Entscheidend für die Wahl des therapeutischen Ansatzes beim Harnblasenkarzinom ist vor allem die Frage, wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist – sprich ob es sich um ein nicht-muskelinvasives Karzinom oder um ein muskelinvasives Karzinom handelt und ob bereits eine Metastasierung vorliegt.5 Hinsichtlich der Prognose gibt es dabei je nach Krankheitsfortschritt starke Unterschiede (Abbildung 1).6–10
Klassifikation
Relative 5-Jahres-Überlebensrate6
Rezidivwahrscheinlichkeit
innerhalb von 5 Jahren
Nicht-muskelinvasives Harnblasenkarzinom
96 %
50–90 %7,8
Muskelinvasives Harnblasenkarzinom
69 % lokal
34 % regional
Metastasiertes Harnblasenkarzinom
6 %10
NA
Abbildung 1: Überlebensraten und Rezidivwahrscheinlichkeiten nach Klassifikation des Harnblasenkarzinoms.
Das alles zeigt: selbst ein vermeintlich gut geschütztes Organ wie die Harnblase kann empfindlich von einem Karzinom betroffen sein – und das oft lange Zeit unbemerkt. Da es bislang keine Vorsorgeuntersuchung zur Prävention eines Harnblasenkarzinoms gibt, kann sowohl der regelmäßige Besuch beim Urologen sowie ein besseres Verständnis für die Rolle der Blase, ihre Schwachstellen und mögliche Warnzeichen einer ernsthaften Erkrankung helfen, das Harnblasenkarzinom frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
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