Ein junger Mann wird in einem fahrenden Auto angeschossen. Doch wie durch ein Wunder ist er kaum verletzt. Ein glücklicher Zufall rettet ihm das Leben.
Ein 17-jähriger Mann wird mit einer Schusswunde in der linken Brustwand in ein Traumazentrum gebracht. Zum Zeitpunkt der Verletzung befand sich der Patient in einem fahrenden Auto, das von mehreren Kugeln getroffen wurde. Am Unfallort war der Patient stabil, sodass er in die nächste medizinische Einrichtung transportiert werden konnte. Er klagt zwar über Schmerzen in der linken Brustwand, gibt seltsamerweise sonst aber keine weiteren Beschwerden an. Wie kann das bei einer Schusswunde sein?
Die Vitalwerte des Patienten sind allesamt normal, in der körperlichen Untersuchung lassen sich – abgesehen von der Wunde, die bei der Palpation schmerzhaft ist – keine weiteren Symptome ausmachen. Verschiedenste Blutuntersuchungen sind ebenfalls allesamt unauffällig. Das EKG zeigt einen normalen Sinusrhythmus mit leichten ST-Hebungen in den Ableitungen II, III und aVF, sowie unspezifischer T-Wellen-Inversion in V2. Müsste sich eine Schusswunde im Brustbereich nicht durch viel gravierendere Symptome bemerkbar machen?
Auf Röntgenaufnahmen des Thorax sehen die Ärzte keinen Hinweis auf Kugelfragmente, Rippenfrakturen, einen Pleuraerguss oder Pneumothorax. Doch sie machen eine ungewöhnliche Entdeckung: Offensichtlich ist der Brustkorb des Jungen mit einem Metallbügel und bilateralen Stabilisierungsplatten versehen.
Dieser wurde dort zur Behandlung einer Trichterbrust – auch bekannt als Pectus excavatum – 7 Monate zuvor platziert.
Die sogenannte Nuss-OP dient dazu, den Rippenknorpel zu biegen und in der neuen Stellung zu stabilisieren. Ein Thorax-CT mit Kontrastmittel zeigte eine Induration des subkutanen Fettgewebes unterhalb und seitlich der linken Brustwarze, unmittelbar vor dem Metallbügel.
Aufgrund der Position und Tiefe der Wunde bleibt nur eine Erklärung dafür, dass der Patient kaum Symptome zeigt: Der Metallstab hat dem jungen Mann das Leben gerettet, denn durch ihn wurde die Kugel reflektiert und so eine penetrierende Thoraxverletzung verhindert.
Text- und Bildquelle: Serio et al. / Trauma Cases Rev