Der Mensch ist offenbar nicht der einzige natürliche Wirt des Rubellavirus. Ein Forscherteam aus Deutschland und den USA konnte nun erstmals mit dem Rötelnvirus verwandte Viren bei Tieren nachweisen.
Bisher galt der Mensch als einziger natürlicher Wirt des Rubellavirus, Erreger der Röteln („German Measles“). Der Ursprung der Rötelnviren war allerdings nach wie vor unbekannt. In zwei unabhängigen Studien aus den USA und Deutschland wurden nun erstmals näher mit dem Rötelnvirus verwandte Viren auch bei Tieren nachgewiesen. Beide Viren zeigen große strukturelle Ähnlichkeiten mit dem Rötelnvirus und weisen drauf hin, dass dessen Ursprung im Tierreich zu suchen ist. Die Studienergebnisse wurden jetzt gemeinsam in der Fachzeitschrift Nature publiziert.
Während ein wissenschaftliches Team aus den USA das Ruhugu-Virus bei Zyklopen-Rundblattfledermäusen in Uganda fanden, wies das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) das ebenfalls neue Rustrela-Virus bei Zootieren und in Gelbhalsmäusen nach.
Anlass für die Untersuchung am FLI war die Aufklärung der Todesursache von drei Zootieren. Dort verstarben ein Esel, ein Baumkänguru und ein Wasserschwein mit ungeklärter Ursache. Bei allen drei Tieren konnte mittels der Metagenomanalyse, also der Tiefensequenzierung von Erbmaterial und Vergleich mit Erbmaterial verschiedenster Viren, das neue Virus festgestellt werden. Außerdem wurden Gelbhalsmäuse, die als Überträger eines bestimmten Hantavirus in Südosteuropa bekannt sind, analysiert und das gleiche Virus bei Tieren sowohl aus der unmittelbaren Nähe des Zoos als auch aus der Region gefunden. Da in den Gelbhalsmäusen keine Anzeichen einer Erkrankung gefunden wurde, sind sie der wahrscheinliche Reservoirwirt des neuen Virus.
Aufgrund der nahen Verwandtschaft zum Rubellavirus und der Region mit den ersten Nachweisen am Strelasund wurde der Name Rustrela-Virus gewählt. Das amerikanische Forschungsteam der University of Wisconsin-Madison und Partnern war in Uganda eigentlich auf der Suche nach Coronaviren bei Zyklopen-Rundblattfledermäusen und stieß dabei auf das Ruhugu-Virus, benannt nach der Region in Uganda (Ruteete Subcounty), und dem Wort in der lokalen Tooro-Sprache, das den Flügelschlag von Fledermäusen in der Höhle eines Baumes beschreibt: obuhuguhugu.
„Mit dieser gemeinsamen Entdeckung ist das Rötelnvirus des Menschen, mehr als 200 Jahre nach der Erstbeschreibung im Jahr 1814, nicht mehr der alleinige Vertreter einer ganzen Virusfamilie. Die umfassende Analyse der beiden neuen Viren, aber auch die Suche nach möglichen weiteren Tierreservoiren und weiteren Rubellavirus-ähnlichen Erregern sind jetzt ein wichtiges Forschungsfeld, um den Ursprung der menschlichen Rötelnviren noch besser zu verstehen“, so Prof. Martin Beer, Leiter der Studie am FLI.
Zur vollständigen Pressemitteilung des Friedrich-Loeffler-Instituts, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit geht es hier. Die Studie haben wir euch auch im Text verlinkt.
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