Hormonfreie Verhütungsmethoden liegen im Trend. Schwedische Forscher haben nun eine neue Möglichkeit entdeckt: Chitosan, ein Derivat des in Krebstierschalen enthaltenen Chitin, soll verhindern, dass Spermien in die Gebärmutter eindringen können.
Sichere, hormonfreie Verhütung ohne Nebenwirkungen – das versprechen sich schwedische Forscher von einer neuen möglichen Verhütungsmethode, die auf der kurzfristigen lokalen Verdickung der Mukosa basiert. Die Schleimhaut des Zervix lockert im Zuge der Ovulation auf, um für Spermien durchlässig zu werden und die Befruchtung zu ermöglichen.
In ihrer Studie verknüpften die Schweden das muköse Gel der Schleimhaut mit Chitosan. Das Polysaccharid ist ein Derivat von Chitin, das unter anderem im Exoskelett von Insekten vorkommt. Vaginal als Kapsel eingeführt verengt Chitosan innerhalb von Minuten lokal das Schutzgitter der in der Schleimhaut enthaltenen Muzine. Die dadurch erhöhte Dichte verwehrt Spermien so den Zugang zur Gebärmutter. Die Einsatzmöglichkeiten für das Polysaccharid gingen jedoch weit darüber hinaus, so die Autoren der Studie.
Die menschliche Schleimhaut bedeckt im Körper über 400 Quadratmeter Epitheloberfläche und schützt vor Austrocknung, Infektionen und Belastungen durch Scherkräfte. Chitosan könnte zudem lokal bei allen Krankheiten für Milderung sorgen, bei denen die Funktion der Schleimhaut herabgesetzt ist. Patienten mit Mund- und Augentrockenheit, Sodbrennen, Magengeschwüren oder chronisch-entzündlichen Darmkrankheiten könnten hiervon profitieren. Auch wenn die Autoren von keinen unerwünschten Nebenwirkungen ausgehen, bedarf es noch weiterer Forschung, bevor Chitosan bei Menschen zum Einsatz kommen wird. Reinforcing Mucus Barrier Properties with Low Molar Mass Chitosans Kootala, Sujit et al.: Biomacromolecules, doi: 10.1021/acs.biomac.7b01670; 2018