Eine 31-jährige Frau, die vor 4 Monaten entbunden hat, zeigt sich seit zwei Tagen zunehmend verwirrt. Schnell stellt sich heraus, dass sie eine Ketoazidose hat. Doch woher?
Eine 31-jährige Frau stellt sich mit Schläfrigkeit, Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Erbrechen und progredienter Verwirrung in der Notaufnahme vor. Der Zustand besteht seit etwa 2 Tagen. Vor 4 Monaten hat die Frau ein Kind zur Welt gebracht, das sie zur Zeit stillt. Ihre medizinische Vorgeschichte ist – abgesehen von leichtem Asthma – unauffällig.
Eine körperliche Untersuchung von Abdomen und Brust sowie eine neurologische Untersuchung liefern abgesehen von ihrer Verwirrtheit keinen Hinweis auf die Ursache ihrer Beschwerden.
Initial liegt der pH-Wert einer arteriellen Blutgasanalyse bei 7,128, der pCO2 bei 6,7mmHg, der pO2 bei 119mmHg. Das Laktat beträgt 2,4mmol/L und die Blutglukose ist mit 9,1mmol/L erhöht. In der Urinuntersuchung zeigt sich ein pH-Wert von 5,5. Zudem ist auffällig, dass der Urin positiv auf Ketone, Blut und Proteine getestet wird. In Kombination mit weiteren Blutuntersuchungen sprechen diese Werte für eine nicht-diabetische Ketoazidose.
Die Patientin wird auf die Intensivstation verlegt. Dort erhält sie eine Hämodialyse sowie Kalium, da ihr Serumkalium erniedrigt ist. Zudem werden ihr sowohl intravenös als auch subkutan Insulin und eine intravenöse 5%ige Dextroselösung verabreicht. Innerhalb von 24 Stunden ist die Azidose der Patientin Geschichte.
Da jedoch der CRP-Wert der Patientin erhöht ist, beginnen die Ärzte anschließend eine kalkulierte Antibiose, um der möglichen Komplikation einer Sepsis zu begegnen. Nach vier Tagen hat sich die Patientin vollständig erholt und sie kann entlassen werden. In einigen Nachuntersuchungen zeigt sich, dass sich auch die Nierenfunktion der Frau wieder normalisiert hat.
Doch wie kam es denn überhaupt zu der Ketoazidose, welche die schwerwiegenden Symptome ausgelöst hatte? Zwei Wochen zuvor hatte die Patientin eine strenge Low Carb High Fat (LCHF) Diät während der Stillzeit begonnen, um nach der Schwangerschaft Gewicht zu verlieren. Innerhalb dieser zwei Wochen hat sie bereits 5kg verloren.
Doch durch die Laktation ist auch der metabolische Bedarf erhöht. Vermutlich konnte dieser aufgrund der Diät nicht mehr durch den Kohlenhydratverzehr, die Glykogenspeicher und die Glukoneogenese gedeckt werden. Der Körper deckt dann seinen Energiebedarf dann über den Abbau von Fetten, was zu einem vermehrten Anfall von Ketonkörpern führt und eine Ketoazidose hervorrufen kann.
Textquelle: Marzban et al. / Oxford Medical Case Reports
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