Auch Apotheken haben es schwer, Nachwuchs zu finden. Ich frage mich, ob das an den Arbeitszeiten liegt und habe deshalb eine kleine Umfrage gemacht.
Wir haben in der Apotheke ein Nachwuchsproblem – es ist schwer, Apotheker*innen zu finden. Das, obwohl ich der Meinung bin, dass wir einen tollen Beruf haben, der es auch erlaubt, Teilzeit zu arbeiten und nebendran Familie zu haben, außerdem ist er einigermaßen „krisensicher“.
Trotzdem glaube ich langsam, dass die Arbeitszeiten damit zusammenhängen, dass es so schwer ist, eine neuen Apotheker / eine neue Apothekerin zu finden.
Heute haben immer mehr Apotheken durchgehend und lange geöffnet. Sei es von 8 bis 8 Uhr, 7 bis 8 Uhr, 7 bis 10 Uhr, 9 bis 7 Uhr, was auch immer. Samstags ist ebenfalls offen (vielleicht mit etwas reduzierten Öffnungszeiten).
Auch Mittagspausen müssen (wenn überhaupt) in der Apotheke selber stattfinden. Wenn man die einzige Apothekerin vor Ort ist – was ich für die Umfrage hier jetzt annehmen will – ist es gesetzlich nicht erlaubt, die Apotheke dafür zu verlassen oder sich so zurückzuziehen, dass man nicht mehr erreichbar ist.
Als Apotheker ist man verantwortlich für jedes einzelne Medikament, das die Apotheke verlässt und muss die Rezepte entsprechend kontrollieren und für Gesundheitsfragen der Patienten verfügbar sein (also arbeiten) auch wenn man „Mittagspause“ hat. Dasselbe gilt für die im Arbeitsrecht eigentlich vorgesehenen Pausen von 15 Minuten ab 5,5 Stunden Arbeitszeit (oder 30 Minuten ab 7 Stunden Arbeit oder 1 Stunde ab 9 Stunden Arbeitszeit).
Bei einer Anstellung von 80 % sind das bei 12 Stunden Öffnungszeit pro Tag 3 ganze Tage die Woche – nicht zwingend mit einem Tag Pause dazwischen. Das wäre schön kompakt (und ganz schön anstrengend).
Weil es mich interessiert, wie die Ansichten unter meinen (angehenden) Kollegen und Kolleginnen zu diesem Thema sind, habe ich eine kleine Umfrage gestartet:
*Eigentlich muss eine Ruhezeit von mindestens 11 Stunden eingehalten werden, aber da Apotheker teils als „Kader“ gelten (auch Apotheker in Stellvertreterposition) gilt das Arbeitsrecht nur bedingt.
Die zweite Frage war: Würde sich etwas an Deiner Wahl ändern, wenn die Mittagspause von 1 Stunde zusätzlich nur zur Hälfte als Arbeitszeit gilt und bezahlt wird (oder anders gesagt: 30 Minuten werden nicht bezahlt)?
10 Tage habe ich den Umfrageteilnehmern Zeit gelassen, 189 Apotheker haben abgestimmt. Man sieht eine ziemlich schöne Verteilungskurve. Die meisten würden gerne mindestens 8, maximal 10 Stunden arbeiten, danach nimmt es wieder ab:
Weniger als 6 Stunden und mehr als 12 Stunden wollen die wenigsten arbeiten (außer den maximal 7 Stunden – ist das, weil das eine so unschön ungerade Zahl ist?). Im Durchschnitt ist Apotheker*in also bereit, bis 9.5 Stunden zu arbeiten. Am Stück. Ohne offizielle Pause. Das heißt, eine Pause zum Essen findet in der Apotheke während der Öffnungszeit statt. Maximal hat man die Möglichkeit, sich dafür zurückzuziehen, meistens wird man aber dennoch unterbrochen werden, gelegentlich mehrfach.
Trotzdem ist gut ersichtlich, dass auch längere Arbeitszeiten toleriert werden – sie haben ja auch den Vorteil, dass man so schneller „auf seine Stunden“ kommt. Das gilt vor allem für die jüngere Generation – es wäre interessant, die Abstimmung mit einer grösseren Anzahl Teilnehmer und der zusätzlichen Frage nach dem Alter zu wiederholen.
Dann habe ich noch gefragt, ob es einen Unterschied macht, wenn die Pause nur halb bezahlt würde. Also von 1 Stunde „Pausenzeit“ werden 30 Minuten an die Arbeitszeit angerechnet:
Sehr erfreulich für die Arbeitgeber, dass es da keinen Riesen-Unterschied macht. Die Abstimmung fiel zugunsten eines „Ja“ aus – 52 % würden in dem Fall der nur halb bezahlten Pause weniger arbeiten wollen. 43 % wäre es egal. Von den restlichen 5% („Anderes“) wurde in den Kommentaren erwähnt, dass das dann sehr vom sonstigen Arbeitsklima abhängen würde und ob andere „Vergünstigungen“ dazu kämen. Dazu gehören Arbeitsplangestaltung, Flexibilität der anderen Mitarbeiter, Teamessen und – Ausflüge etc.
Was in den Kommentaren ebenfalls sichtbar wird: Das lange Arbeiten ist ein „Missstand“, der auch in anderen Gesundheitsberufen vorkommt, namentlich im Spital bei den Ärzten (und anderen).
Außerdem hat so langes Arbeiten Auswirkungen auf die Aufmerksamkeit. Ich selber merke, dass sie bei mir nach 8 Stunden plus deutlich abnimmt. Ermüdungserscheinungen führen zu mehr Fehlern. Letztendlich profitieren auch die Patienten von Apothekern (und anderem medizinischen Personal), das nicht zu lange arbeiten muss.
Vielleicht regt diese Abstimmung (so klein sie auch war) doch manchen Arbeitgeber dazu an, mehrere oder andere Schichten anzubieten. Es kann helfen, wenn man jemanden sucht, damit man hier flexibler ist.
Bildquelle: Stanislav Kondratiev, unsplash