Frauen mit unregelmäßigem Zyklus haben ein höheres Risiko, frühzeitig zu sterben. So lautet das Ergebnis einer Studie. Ein kausaler Zusammenhang besteht nicht. Warum Ärzte der Menstruation dennoch mehr Beachtung schenken sollten.
Ärzte sollten dem Menstruationszyklus von Frauen mehr Aufmerksamkeit schenken und ihn als ein zusätzliches Vitalzeichen zur Beurteilung des Gesundheitszustands einer Patientin behandeln – so das Fazit einer aktuellen US-Studie. In ihrer Analyse fanden die Forscher einen Zusammenhang zwischen unregelmäßigem Zyklus und einem erhöhtem Risiko eines frühen Todes.
In der Beobachtungsstudie schlossen die Wissenschaftler 79.505 Frauen ohne bekannte Krebs-, Herz-Kreislauf- oder Diabetes-Erkrankung ein. Zu drei verschiedenen Zeitpunkten berichteten die Teilnehmerinnen über die übliche Länge und Regelmäßigkeit ihrer Menstruationszyklen: im Alter zwischen 14 und 17 Jahren, 18 und 22 Jahren und 29 und 46 Jahren. Über einen Zeitraum von 24 Jahren verfolgten die Forscher die Gesundheit der Frauen. Einflussfaktoren wie Alter, Gewicht, Lebensgewohnheiten und Kontrazeptiva-Einnahme wurden bei der Datenauswertung berücksichtigt.
Die Analyse ergab Folgendes: Frauen, die berichteten, dass ihre übliche Zykluslänge im Alter von 18 bis 22 Jahren und 29 bis 46 Jahren 40 Tage oder mehr betrug, starben häufiger vorzeitig (definiert als unter 70-jährig). Verglichen wurden sie dabei mit Frauen, die eine übliche Zykluslänge von 26 bis 31 Tagen in denselben Altersgruppen angaben. Der Zusammenhang war am stärksten bei Todesfällen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen als bei Krebs oder anderen Todesursachen.
Da es sich hierbei um eine Beobachtunsgstudie handelt, kann nur eine Korrelation zwischen unregelmäßigen Zyklus und frühzeitigem Tod festgestellt werden. Ein kausaler Zusammenhang ist damit nicht bewiesen. Das Ergebnis heißt also nicht, dass ein unregelmäßiger Zyklus einen frühzeitigen Tod bedingt.
Als eine Ursache führen die Autoren hormonelle Gründe an: So geht das PCO-Syndrom mit einem Androgenüberschuss und Zyklusunregelmäßigkeiten einher. Patientinnen haben oft ein höheres Risiko für Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Doch auch andere Faktoren könnten die Ergebnisse beeinflusst haben. So handelt es sich bei allen Teilnehmerinnen um Krankenschwestern, da die Daten im Rahmen der Nurses Health Study gesammelt wurden. Die besonderen Arbeitsumstände der Frauen wurden in der Studie allerdings nicht berücksichtigt.
„Inzwischen weiß man, dass Schichtarbeit, insbesondere Nachtschichten, einen erheblichen Einfluss auf die langfristige Gesundheit hat“, erklärt Dr. Jacqueline Maybin, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Gynäkologin am MRC Centre for Reproductive Health an der Universität in Edinburgh. „Eine Störung des zirkadianen Rhythmus beeinträchtigt nachweislich auch die Regelmässigkeit der Menstruation, wobei Schichtarbeiter eher unregelmässige und lange Menstruationszyklen haben. [...] Dieser Umstand schmälert die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf die allgemeine Bevölkerung.“
Dennoch hält Maybin die Arbeit für gelungen: „Diese Studie ist ein echter Fortschritt bei der Schließung der Datenlücke, die im Bereich der Frauengesundheit besteht. Sie wirft viele interessante Forschungsfragen und Bereiche für zukünftige Studien auf“, erklärt die Gynäkologin. „Es ist aber wichtig zu erwähnen, dass ein unregelmäßiger Menstruationszyklus ein Symptom ist und keine Diagnose.“ Eine unregelmäßige Blutung per se würde nicht zu einem vorzeitigem Tod führen, sondern nur die zugrundeliegende Ursache, wie etwa PCOS.
„Diese Daten werden Mediziner dazu ermutigen, in Zukunft Menstruationssymptome und -pathologien als Indikator für die langfristige Gesundheit abzufragen“, so Maybin weiter, die nicht an der Studie beteiligt war. „Dieser Indikator könnte dazu genutzt werden, um präventive Strategien zur Verbesserung der Frauengesundheit über die gesamte Lebensspanne hinweg einzusetzen.“
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