Hat ein Melanom erst Metastasen gebildet, ist eine Behandlung oft schwierig. Mithilfe des Checkpoint-Inhibitors Interleukin-32 lassen sich die Therapieaussichten vielleicht verbessern.
Melanome sind bösartige Tumoren der Pigmentzellen. Bei einer frühen Diagnose kann man den Tumor komplett entfernen – und die Chancen einer Heilung stehen gut. Doch in späteren Stadien, wenn der Tumor bereits Ableger oder Metastasen an anderen Orten im Körper gebildet hat, verschlechtern sich die Aussichten für die Betroffenen.
Ein Lichtblick sind Immuncheckpoint-Inhibitoren, die in den vergangenen zehn Jahren zugelassen wurden. Damit sind gute Behandlungserfolge erzielt worden. Allerdings haben diese Arzneimittel bei gut der Hälfte aller Patienten gar keinen Effekt. Nun zeigt die Arbeit der Forschungsgruppe um Mirjam Schenk, Institut für Pathologie der Universität Bern, einen vielversprechenden Weg auf, um die Wirksamkeit der Behandlung auszuweiten und mehr Betroffenen helfen zu können als bisher.
Das Team um Schenk hat die Rolle eines Signalmoleküls aufgedeckt, das die Zellen des körpereigenen Abwehrsystems verwendet, um ihre Funktionen aufeinander abzustimmen. Das Molekül heißt Interleukin-32, kurz IL-32. Im komplexen Zusammenspiel von Immunzellen im und in der unmittelbaren Umgebung eines Tumors entfaltet es gleich eine doppelte Wirkung.
IL-32 führt einerseits zur Reifung und Aktivierung der dendritischen Zellen, die für die Erkennung von fremdartigen Strukturen zuständig sind. Zudem veranlasst IL-32 auch Makrophagen, Lockstoffe für die T-Zellen abzusondern. So finden diese Abwehrzellen zum Tumor, wo sie die Krebszellen beseitigen können. Tumoren müssen der Erkennung durch das Immunsystem entkommen, damit sie wachsen können. Deshalb richten sie sich in einer krebswachstumsfreundlichen und immunsupprimierten Umgebung ein.
Offenbar ist IL-32 in der Lage, diese beschützte Nische eines Tumors dem Abwehrsystem wieder zugänglich zu machen. Mit Versuchen an Mäusen haben die Forscher nachgewiesen, dass sich die Wirksamkeit von Checkpoint-Inhibitoren durch die gleichzeitige Gabe von IL-32 verbessern lässt.
Im Tiermodell verursachte das zusätzlich verabreichte IL-32 keine Nebenwirkungen. Ob sich diese Resultate auch auf den Menschen übertragen lassen, müsse sich allerdings noch zeigen, sagt Schenk.
Allerdings spricht ein weiteres Argument dafür, dass die Kombinationsbehandlung eine „aussichtsreiche therapeutische Strategie“ darstellt, schreiben die Forscher in ihrem soeben erschienenen Fachbeitrag im Journal of Clinical Investigation Insight. Wie sie mit bioinformatischen Analysen zeigen konnten, haben Melanompatienten mit einer stärkeren Aktivität von IL-32 statistisch gesehen ein verbessertes Überleben.
Zur Pressemitteilung der Universität Bern kommt ihr hier, zur Studie geht es hier.
Bildquelle: Maxime VALCARCE, Unsplash