Das Thema Tierschutz kommt oft zu kurz, auch wenn es Teil des Medizinstudiums ist. Im Rahmen eines Tandemprojekts sammeln hannoveraner Experten nun einfach zugängliche Infos und Lehrmaterial zu Tierversuchsalternativen.
Gute Lehre basiert auf guten Lehrmaterialien – aber sie zu erstellen ist zeitintensiv und aufwendig. Da an unterschiedlichen Hochschulen häufig dieselben Lerninhalte vermitteln werden, bietet es sich an, Lehrmaterialien zu bündeln und anderen Lehrenden zur Verfügung zu stellen.
Das ist über die Open Educational Resources, OER, möglich. OER sind freie digitale Lehr- und Lernmaterialien mit einer offenen Lizenz, die anschließend von anderen Lehrenden genutzt und auch angepasst werden dürfen. An der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) werden nun genau solche Lehrinhalte zum Thema Tierschutz und Tierversuchsalternativen erstellt.
Prof. Bernhard Hiebl vom Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie der TiHo leitet gemeinsam mit Dr. Marcel Mertz vom Institut für Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) das Projekt „Alternativen zum Tierversuch: Grundlagen, Beispiele und ethische Abwägung“.
Tierschutz ist für alle Tiermedizinstudierende ein Pflichtfach, auch in der Humanmedizin steht es im Lehrplan. Das dazugehörige Themengebiet der Alternativen zum Tierversuch bekommt bisher wenig Aufmerksamkeit.
Alle Wissenschaftler, die experimentell mit Tieren arbeiten, müssen sich auf dem Gebiet der Alternativmethoden fortbilden und sind dazu angehalten, wenn möglich, eine Alternativmethode dem Tierversuch vorzuziehen. Aber häufig bilden die Studierenden und Nachwuchsforschenden keine Verbindung zwischen den erlernten Methoden und der ethischen Reflexion und Abwägung. Deshalb ist es wichtig, freizugängliche Lehrmaterialien zu den Themen Tierschutz und Tierversuchsalternativen, die auch auf die ethischen Aspekte eingehen, zu erstellen.
„Die im Projekt erstellten Materialien sind vor allem für Lehrende der Human-, Tier-, Zahnmedizin und Naturwissenschaften sowie Philosophie und Ethik gedacht“, so Hiebl.
TiHo-Wissenschaftler haben sich diesem Thema schon vor längerer Zeit gewidmet und die digitale Schulungsplattform für Alternativen zum Tierversuch, 3R-SMART, ins Leben gerufen. Die Plattform enthält kurze Anleitungsvideos zu bereits entwickelten Alternativen zu Tierversuchen. „Auch an der MHH wird das Thema Tierversuchsalternativen aktuell im Rahmen des Forschungsverbundes R2N („Replace“ und „Reduce“) […] intensiv beforscht. Nun wollen wir die Kompetenzen beider Arbeitsgruppen zusammenführen“, so Mertz.
Dieser Beitrag beruht auf einer Pressemitteilung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover.
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