Ein Kind kommt mit anhaltendem Husten in die Praxis. Das verschriebene Medikament hat die Mutter eigenmächtig nach wenigen Tagen abgesetzt. Das folgende Gespräch treibt mich fast in den Wahnsinn.
Es war einmal in meiner Praxis – eine Mutter, ihre kranke Tochter und ich. Kurz noch zur Info: Die Situation fand vor Corona statt. Nun sind die beiden erneut in meiner Praxis vorstellig, weil die Symptome der Tochter nicht abklingen wollen.
Mutter: „Die hustet immer noch.“ Sie spricht von ihrer dreizehnjährigen Tochter, die neben ihr sitzt.
Ich: „Hat sie denn weiter inhaliert?“ Die Tochter hat asthmatische Probleme, ist nebenbei bei einem BMI von 32 kg/m2, und ich hatte sie vor drei Wochen auf ein inhalatives Corticoid gesetzt.
Mutter: „Naja, wir haben das weggelassen. Die hustet ja immer noch.“
Ich: „Ja, aber die Lunge war doch nachher frei. Und jetzt durften Sie erstmal dauerhaft inhalieren, damit es nicht wieder zu einer Verschlechterung kommt.“
Mutter: „Mmmh. Hat ja nichts gebracht. Sie hustet immer noch.“
Ich: „Diese Dauerinhalationen brauchen ein bisschen Zeit. Unter zwei Monaten geht da nichts. Sie hätten weiter inhalieren sollen. Jetzt fangen Sie nochmal von vorne an.“
Mutter: „Hat ja nichts gebracht.“
Tochter: „Hat ja nichts gebracht, ich huste immer noch.“
Ich: „Ok. Vorschlag (wie übrigens schon vor drei Wochen): Du inhalierst jetzt nochmal regelmäßig mit deinem Diskus, wenigstens bis Ende Oktober – und dann treffen wir uns hier nochmal.“
Tochter: „Ich muss auch immer schwer atmen, wenn ich eine Treppe hochsteige oder beim Rennen.“
Ich: „Ja.“ (siehe BMI)
Mutter: „Und der Husten?“
Ich: „Die Lufu war mit dem kurzwirksamen Medikament richtig gut. Und nun darf Ihre Tochter einfach dauerhaft mit ihrem Diskus inhalieren, damit es auch so bleibt.“
Mutter: „Aber was soll ich mit einem Medikament, das nichts bringt? Da setze ich es lieber ab.“
Ich: „Noch mal deutlich: Ich empfehle Ihnen, das Medikament dauerhaft zu benutzen, aber Sie lassen es nach ein paar Tagen einfach weg? Dann kann es auch keinen Erfolg zeigen!“
Mutter: „Also sind wir jetzt Schuld?“
Ich: „Ja! Da geht’s nicht um Schuld. Es geht darum, dem Medikament eine Chance zu geben.“
Mutter und Tochter im Chor: „Also müssen wir jetzt so weitermachen?“
Ich: „Ja.“
Mutter: „Vielleicht schreiben Sie doch lieber einen Hustensaft auf?“
Und die Moral aus der Geschicht’: Aaaarrggh!!!
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