Ist die Kreislaufsituation optimiert? Ist die Kopfposition okay? Damit die präklinische Narkoseeinleitung klappt, muss man nach Plan vorgehen. Hier die ultimativen zwei Checklisten, die ihr dafür braucht.
Ich freue mich riesig, endlich diesen Absatz schreiben zu können, denn es hat lange genug gedauert, bis die folgenden Checklisten ausgereift waren und nun das Licht der Welt erblicken dürfen. 28 Wochen hat es gebraucht, um genau zu sein, doch von einer Frühgeburt kann man definitiv nicht reden. Hier also sind die Listen, um die es im folgenden Artikel gehen wird:
Um die Checklisten richtig benutzen zu können, lest euch bitte einmal für den Start kurz die Erläuterungen durch. Am Ende dieses Beitrags gibt es dann noch eine sehr kurze Zusammenfassung. Die aktuelle Version der Checklisten findet ihr hier oder wenn ihr auf das Bild klickt.
Insbesondere die RSI-Checkliste (RSI steht für Rapid Sequence Induction) wurde mit sehr genauen Kriterien und Zielen erarbeitet. Sie ist nicht, so wie andere „Checklisten“, als SOP/Nachschlagewerk gedacht und dementsprechend minimalistisch kurz gehalten, um möglichst effizient wirken zu können. Im Rahmen dessen wurden auch Dinge, die nicht unmittelbar den Patienten gefährden, wenn sie erst verzögert angegangen werden, in die Checkliste „NACH INTUBATION“ verlegt (z.B. Cuffdruck messen).
Minimalistisch bezieht sich hier sowohl auf die Anzahl der Checklisten-Items an sich als auch die Anzahl an Wörtern pro Item. Ausführliche Beschreibungen findet man hier nicht, dafür gibt es Bücher. Und dasFOAM.
Deshalb auch „KopfPOSITION OPTIMIEREN“ statt „RTW-Trage nach oben, Platz für den Intubierenden schaffen, Oberkörper hoch, Ear to Sternal Notch, irgendwas unter den Patientenkopf, Ramp bei fülligeren Patienten …“. Oder „PRÄOXYGENIERUNG“ statt „15l/min per Maske mit Reservoir, ggf mit Nasenbrille, wie ist das SpO2? Und wenn das auch nix hilft, vielleicht Ketamin (Delayed Sequence Induction)? oder halt bisschen PEEP noch oben drauf …“ – you get the point.
Aber auch subtilere Dinge sind gemeint wie z.B. „KREISLAUFsituation OPTIMIERT“. Dieses Item hat mehrere Funktionen: Blick auf den Monitor und ggf. Kreislaufstabilisierung vor Narkoseeinleitung (resuscitate before you intubate), das ist klar. Doch ganz nebenbei würde spätestens hier auffallen, dass z.B. das EKG nicht angeschlossen ist oder der Blutdruck nicht gemessen hat, wie haben uns also gerade ein zusätzliches Checklistenitem „EKG und Blutdruck angeschlossen — CHECK“ gespart.
Schlüsselwörter sind fett gedruckt und GROSS geschrieben, damit der geübte Anwender noch schneller und effizienter arbeiten kann.
Zielgruppe der Checkliste sind also logischerweise präklinische Teams, die schon das ein oder andere Mal eine RSI durchgeführt haben und dementsprechend keine Schritt-für-Schritt-Anleitung mehr brauchen.
Jetzt denkt sich vielleicht der eine oder andere Leser: Da steht ja gar nicht überall „Check“, aber ist doch eine Checkliste! Hast du dich verschrieben? Die Antwort lautet: Nö. Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Operatoren, CHECK und BESPROCHEN & BEREIT. Und noch einen Sonderfall am Anfang im Rahmen von CRM:
Doch jetzt zu den eigentlichen Operatoren. Check stellt eine einfache Ja/Nein – Abfrage dar. Besprochen&Bereit zeigt allen Beteiligten, dass hier mehr als nur ein „CHECK“ nötig ist und ein paar mehr Worte gewechselt werden sollten. Folgende Items haben Besprochen&Bereit als Operator bekommen:
Die farbliche Unterteilung folgt gedanklichen Blöcken. Etwas konkreter:
Unabhängig von der obigen Erklärung kann die Checkliste natürlich von jedem beteiligten Teammitglied vorgelesen werden.
Zum Schluss wird durch die Frage „Gibt es Unklarheiten?“ per Checkliste eine letzte Möglichkeit gegeben für Fragen, Anmerkungen oder Bedenken aus dem Team. Wenn nach diesem Satz kurze Stille herrscht bzw. sich keiner meldet, geht es per default direkt weiter und die RSI kann beginnen. Das ist oft eleganter, als vom Gegenteil auszugehen: Bevor ein Patient z.B. auf einem Tragetuch angehoben wird, frage ich auch lieber „Ist jemand nicht bereit?“. Wenn dann keiner schreit, kann es los gehen. Auf das übliche „Alle bereit?“ wird meistens nur vereinzelt irgendwas gemurmelt, das kennen wir alle. Danke an dieser Stelle an das EEAST Hazardous Area Response Team in England, die mir diese Taktik während meiner Zeit dort eingetrichtert haben.
Das ist ein QR-Code, der euch stets zu diesem Artikel und damit der aktuellsten Version der Checkliste führt. Natürlich wird es viele Anregungen aus der Community geben, mal sehen was wir davon umsetzen. Kritik erwünscht! :)
Die soll benutzt werden unmittelbar nachdem der Tubus drin ist und die Tubuslage verifiziert wurde. In dieser Checkliste sind nun weitere Items zu finden, die nicht essentiell für die Intubation an sich waren, deshalb aus der RSI-Checkliste entfernt wurden, nun aber wieder einmal sicher stellen, dass der Patient überlebt (etCO2-Kurve) bzw. doch nice-to-have sind – damit ihr doch noch den Cuffdruck wie ein richtiger Anästhesist kontrolliert, zum Beispiel. Hier gibt es jetzt nur noch einen euch bekannten Operator („Check“). Die farbliche Unterteilung ist wieder gedanklichen Abschnitten geschuldet.
Beide Checklisten funktionieren natürlich am besten in Kombination. Ich freue mich sehr, dass mehrere Organisationen schon angekündigt haben, die Checklisten so für sich zu übernehmen. Auch das ist #FOAM!
Bildquelle: Rui Silva sj, unsplash