In der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die die Diagnose AD(H)S zugesprochen bekommen, symptomatisches Verhalten gezeigt und/oder typische Lebenserfahrungen geschildert haben, war immer insbesondere die Selbstwahrnehmung das Problem, sei es durch unangemessene Impulsivität, Unaufmerksamkeit beim Lernen, Zappeligkeit oder soziale Dauerkonflikte. Diese Menschen finden keinen hinreichenden Zugang zu sich selbst, um sich in der Interaktion mit sich selbst, mit anderen oder den Dingen (hier z.B. Zeit- und Raumwahrnehmung) zu regulieren. In der weiteren Entwicklung häufen sich dann Enttäuschungen über nicht Erreichtes, Zurückweisung durch andere Menschen oder Verzettelung im Alltag als unbefriedigende Lebenserfahrungen, die in der Folge wiederum wegen der eingeschränkten Selbstaufmerksamkeit nicht als begrifflich angeeignet werden können.
Konkret: Hänseleien werden kaum gespürt, Misserfolge führen zur Selbstabwertung, Unordnung verhindert konzentriertes Arbeiten, spontane Wünsche lösen Abwehr aus, schnelle Lösungen enden im Misserfolg, fehlende Kritikfähigeit macht ausbeutbar usw.
Die Diskussion um Hyperaktivität, Dopaminmangel, Schulversagen trotz guter Intelligenz, erziehungsunfähige Eltern, ungeduldige Lehrer, schlechter Einfluss von Mitschülern, Nichtzustandekommen von Bindungen usw. sind individuelle Ausprägungen, der Umgang mit Betroffenen benötigt eine universell gültige Handlungstheorie. Daraus lassen sich geeignete Behandlungsmöglichkeiten ableiten.