Held, der: durch große und kühne Taten besonders in Kampf und Krieg sich auszeichnender Mann edler Abkunft, um den Mythen und Sagen entstanden sind.
Die Fotografie ist der legitime Nachfolger des Bronzedenkmals in der Legendenbildung. Deshalb ist mir das Bild unten gleich ins Auge gesprungen.
Dort steht so ein Minister an der Balkonbrüstung. Der Blick ist entschlossen, aber auch leicht besorgt in die Ferne gerichtet. Die Hände schweben fast wie die eines Pianisten über dem Metallgeländer – bereit, feinfühlig neue Halbtöne auf dem föderalen COVID-Klavier anzuschlagen. Ihr wisst schon: das schlecht gestimmte mit den 16 verschiedenen Tasten.Spahn auf der Terrasse seines Ministeriums, Screenshot taz, Foto: Jens Gyarmaty
Ein Bild, das sich bemüht, uns all das vergessen zu lassen, was in den letzten Monaten schief gelaufen ist: Der Spätstart der Maßnahmen. Die Beruhigungspsalme im Januar/Februar („Wir sind gut vorbereitet“). Die Pannenserie mit fehlenden, verschwundenen, in blindem Übereifer bestellten und schließlich unbezahlten Gesichtsmasken – für 400 Mio. Euro. Der Zickzackkurs bei der Testpflicht nach Auslandsaufenthalten. Die schwere Havarie beim so genannten „Coronabonus“, mit dem seltsamerweise nur die Altenpfleger beglückt werden sollten.
Am Ende ist das alles Geschichte. Was bleibt, sind politische Heldenlieder von epidemischen Schlachten, für deren Erfolg eigentlich nur das medizinische Fußvolk verantwortlich war. Aber das ist nie auf so einem Bild zu sehen.
Genauso wenig wie Apps auf dem Rezeptblock. Aber das ist eine andere spahnende Geschichte.
Bildquellen: Jens Gyarmaty, TAZ, Titel: pixabay