Dass erhöhte Calciumkonzentrationen bei Bronchitis und Adipositas entzündungsfördernd wirken, ist gut erforscht. Jetzt liegt erstmals ein solcher Nachweis für rheumatische Erkrankungen vor.
Wissenschaftler der Universität Leipzig haben entdeckt, dass Calcium im Zusammenspiel mit Phosphat starke Entzündungen bei Rheumapatienen auslösen kann. Die Erkenntnis eröffnet neue Therapieansätze bei rheumatischen und chronisch entzündlichen Erkrankungen. Das Ergebnis hat eine Forschergruppe der Medizinischen Fakultät um Studienleiter Prof. Ulf Wagner aktuell in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht.
„Ein entzündungsfördernder Effekt von Calcium-Ionen war bisher bei chronischer Bronchitis und Adipositas erforscht worden, der Nachweis bei Rheuma ist völlig neu. Mit dieser Entdeckung ist es nun möglich, neue Therapieansätze bei rheumatischen und chronisch entzündlichen Erkrankungen zu entwickeln“, sagt Wagner.
Die Arbeitsgruppe „Experimentelle Rheumatologie“ der Leipziger Universitätsmedizin hatte bereits in der Vergangenheit entdeckt, dass eine erhöhte lokale Calciumkonzentration zu einer sehr starken Entzündungsreaktion mit nachfolgender Gewebszerstörung beitragen kann. In einer neuen Arbeit wurde der dafür verantwortliche Mechanismus bei Rheuma weiter aufgeklärt.
Neben Calcium spielt auch Phosphat eine wichtige Rolle. Bei erhöhten Konzentrationen dieser Ionen bilden sich Calcium-Phosphat-Nanopartikel aus, welche trotz ihrer winzigen Größe enorme Entzündungsreaktionen in Immunzellen auslösen können.
Bei rheumatoider Arthritis (RA), einer der häufigsten rheumatologischen Autoimmunerkrankungen, führen diese Nanopartikel in Verbindung mit Calcium-Ionen zu einer deutlich stärkeren Entzündungsreaktion als bei Gesunden. Das geht mit der Produktion potenter Botenstoffe einher. Diese spielen bei rheumatischen Erkrankungen eine vordergründige Rolle. Ihre medikamentöse Blockade ist die wirkungsstärkste Form der Behandlung der RA.
Die durch Calcium-Ionen getriggerte Aufnahme von Calcium-Phosphat-Nanopartikeln kann bei Rheuma zu Gelenkentzündungen führen. Die treibende Kraft ist jedoch immer eine erhöhte Calciumkonzentration in der Umgebung entzündeter Gelenke, während die Calciumaufnahme oder die systemische Regulation des Calciumspiegels keine Rolle zu spielen scheint.
Die bei der Erkrankung auftretende Freisetzung von Calcium und Phosphat aus dem Knochen infolge von Knochenentkalkung beziehungsweise -zerstörung kann dazu beitragen, dass die Erkrankung chronisch wird. Zusammenhänge zwischen Verkalkung und Entzündung werden aber auch bei anderen entzündlichen Erkrankungen, wie der Arteriosklerose, vermutet.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Leipzig.
Bildquelle: Lucas Benjamin, Unsplash