Im Rahmen einer Zwillingsstudie zu Multipler Sklerose wurde im Blut der Probanden ein übereinstimmendes Muster identifiziert. Es könnte Hinweise auf ein Frühstadium der Multiplen Sklerose liefern.
Sie sind ungefähr so einfach zu finden wie die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen: eineiige Zwillinge, von denen einer an Multipler Sklerose (MS) erkrankt ist und der andere nicht. Neuroimmunologen aus München haben – um im Bild zu bleiben – ein ganzes Nadelset zusammengestellt und mit Kollegen aus Münster Blutproben dieser Zwillinge analysiert. Nun untersuchten sie anhand von 43 Zwillingspärchen dieser Art, ob es bestimmte Kennzeichen im Immunsystem gibt, die eine MS ausmachen – also eine Signatur der Krankheit. Das Ergebnis der Studie wurde im Fachjournal PNAS veröffentlicht.
Wie das Team herausfand, unterscheidet sich die Zusammensetzung der einzelnen Zelltypen im Blut innerhalb der Paare kaum. Bei gesunden Zwillingspaaren wäre das nicht verwunderlich, teilen sie doch dieselben Gene und Umwelteinflüsse. „Aber auch die MS hat kaum Einfluss auf Signaturen im Blut“, resümiert Claudia Janoschka, Doktorandin aus dem Team von Neuroimmunologin und Oberärztin Prof. Luisa Klotz, Münster. Nur rund ein Prozent der Unterschiede zwischen Gesunden und Erkrankten sei tatsächlich durch die MS zu erklären. Angesichts der weitreichenden Schäden, die die Krankheit am Nervensystem verursacht, ist das bemerkenswert.
Doch eine wichtige Besonderheit entdeckten die Wissenschaftler: Nicht alle der scheinbar gesunden Zwillingsgeschwister waren tatsächlich frei von Anzeichen einer MS. Einige von ihnen zeigten unterschwellig Hinweise auf die Erkrankung auch dann, wenn sie gar nicht ausgebrochen war. „Diese Menschen mit einem möglichen Vorläuferstadium der MS müssten den Patienten mit diagnostisch erwiesener Erkrankung ja eigentlich in ihrer Immunzell-Zusammensetzung ähnlicher sein als die ganz ohne Krankheitshinweise“, sagt Janoschka.
Tatsächlich fanden die Wissenschaftler bei ihren Arbeiten eine Gemeinsamkeit: Eine deutliche Übereinstimmung gab es insbesondere bei CD4-positiven Effektor-T-Zellen, die am Entzündungsprozess beteiligt sind. „Sie spielen daher im Frühstadium der MS vermutlich eine wichtige Rolle“, schlussfolgert Janoschka.
Für die Entwicklung neuer Therapien ist diese Erkenntnis ebenfalls bedeutend: MS muss nämlich so schnell wie möglich behandelt werden, da sie sonst irreversible Schäden hinterlässt. Potenziell könnten somit Medikamente, die CD4-positive Effektor-T-Zellen hemmen, als Strategie zur MS-Prävention bei Risikokandidaten eingesetzt werden.
Zur vollständigen Pressemitteilung der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster geht es hier.
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