Eine Diät, ein Magenbypass oder ein Magenband kann den Stoffwechsel von Diabetikern normalisieren. Dies kann vor allem dadurch gelingen, wenn durch eine langfristige Umstellung der Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten die Gewichtsreduktion auf Dauer erhalten bleibt.
Eine Diät mit Lebensstilmodifikation könnte einen Typ-2-Diabetes im Prinzip heilen oder zumindest langfristig hinauszögern. „Den allermeisten Menschen gelingt es jedoch nicht, ihr Körpergewicht auf Dauer um mehr als fünf bis zehn Prozent zu senken und die Lebensweise nachhaltig zu verändern“, sagt Prof. Dr. med. Andreas Schäffler, Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM): „Dies reicht in der Regel nicht aus, um den Blutzucker zu normalisieren.“
Eine kürzlich veröffentlichte Studie bestätigt diese Erfahrung. Dort gab es drei Gruppen. In einer folgten die Patienten einer strengen Diät. In der zweiten wurde in einer Operation ein Magenbypass angelegt, bei dem der Speisebrei über einen verkleinerten Magen in eine untere Dünndarmschlinge geleitet wird. In der dritten Gruppe wurde der Magen durch ein einstellbares Band verkleinert. Ein Vorteil der Studie war die relativ lange Nachbeobachtungsphase von drei Jahren, ein Nachteil die doch relativ geringe Fallzahl von insgesamt 61 Studienteilnehmern. Keiner der Teilnehmer, die über ein Jahr einer intensiven Diät folgten, konnte am Ende der Nachbeobachtung auf seine Blutzuckermedikamente verzichten. Erfolgreicher waren die Patienten, die sich einer Operation unterzogen. Die größte Wirkung erzielt ein Magenbypass. „Die Patienten verloren fast 30 Prozent ihres Körpergewichts und zwei Drittel konnten in der Studie auf Diabetesmedikamente verzichten“, berichtet Schäffler. Mit dem Magenband verloren die Patienten laut Schäffler weniger als 20 Prozent an Gewicht. Hier konnte auch noch nach drei Jahren ein Drittel auf Diabetesmedikamente verzichten.
Ein Magenband- und -bypass sind nur sinnvoll, wenn die Gewichtsreduktion auf Dauer erhalten bleibt. Dies erfordert eine dauerhafte Umstellung der Ernährung und der Lebensweise. „Die Patienten müssen aber zusätzlich auf eine ausgewogene Ernährung achten“, sagt Prof. Dr. med. Matthias M. Weber von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Dies gelte insbesondere beim Magenbypass, der die Strecke des Darms verkürzt, wo Nahrungsmittel und Vitamine aufgenommen werden. Wenn diese Umstellung gelingt, kann die Operation langfristig erfolgreich sein. In der US-Studie waren die Patienten auch nach drei Jahren noch vom Diabetes befreit. „Die Untersuchung gehört zu einer Reihe von Studien, die in den letzten Jahren die metabolische Wirksamkeit der bariatrischen Operationen bestätigt haben“, sagt Weber. Das Besondere an der Studie war, dass auch zahlreiche Patienten erfolgreich mit einer Operation behandelt wurden, deren Fettleibigkeit mit einem BMI von 30 bis 35 noch nicht allzu weit fortgeschritten ist. Weber hält diese Ergebnisse zwar für vielversprechend, bleibt in seiner Empfehlung aber zurückhaltend. „Wir wissen heute nicht, wie der Körper nach zehn oder 20 Jahren auf die bariatrische Operation reagiert, sodass bis zum Vorliegen von mehr Erfahrung die Operation auch weiterhin nur Patienten mit schwerem Übergewicht und begleitenden Risikofaktoren angeboten werden sollte.“ Originalpublikation: Three-Year Outcomes of Bariatric Surgery vs Lifestyle Intervention for Type 2 Diabetes Mellitus Treatment Anita P. Courcoulas et al.; JAMA Surgery, doi: 10.1001/jamasurg.2015.1534 ; 2015