Eine allergiefördernde Wirkung von nicht-allergenen Pflanzeninhaltsstoffen wird nicht nur durch dendritische Zellen vermittelt, sondern auch durch B-Zellen. Dabei kommt eine verstärkte Ausschüttung von Immunglobulin E vor allem durch Pollen-assoziierte Kleinststoffe wie PPE1 zustande.
Das Team um Prof. Carsten Schmidt-Weber vom Zentrum Allergie und Umwelt am Helmholtz Zentrum München untersuchte den Einfluss von Pollenextrakt des hoch allergenen Beifußblättrigen Traubenkrauts auf B-Zellen. Diese produzieren das Immunglobulin E (IgE), welches der Schlüsselauslöser bei allergischen Reaktionen und auch maßgeblich für die Diagnose einer allergischen Erkrankung ist. „Wir konnten sowohl in vitro als auch in vivo zeigen, dass der gesamte Pollenextrakt die Ausschüttung der Allergie-typischen IgE Antikörper verstärkt“, fasst Dr. Sebastian Öder, Erstautor der Studie, zusammen. „Darüber hinaus konnten unsere Kollegen am Schweizerischen Institut für Allergieforschung den Effekt auch für menschliche B-Zellen bestätigen.“
Per Ausschlussverfahren testeten die Wissenschaftler daraufhin, welche Komponenten genau die Reaktion auslösen. Dazu setzten sie B-Zellen entweder dem Allergen Amb a 1, dem Pollen-assoziierten Stoff E1-Phytoprostan (PPE1) oder dem Gesamtextrakt bzw. einer Protein-/Allergen-freien Fraktion des Extraktes aus. „Interessanterweise verstärkten bis auf Amb a 1 alle Stoffe eine entsprechende Immunreaktion der B-Zellen“, so Öder. Die Autoren kommen daher zu dem Schluss, dass die verstärkte Ausschüttung von IgE durch die B-Zellen nicht vom eigentlichen Hauptallergen Amb a 1 abhängt, sondern vor allem durch Kleinststoffe wie PPE1 zustande kommt. „Bisher war angenommen worden, dass eine allergiefördernde Wirkung von nicht-allergenen Pflanzeninhaltsstoffen hauptsächlich durch Dendritische Zellen vermittelt wird. Der von uns gefundene Mechanismus über B-Zellen eröffnet daher eine andere Sicht auf diese Thematik und bietet neue Ansatzpunkte für die Entwicklung von Therapien bei allergischen Erkrankungen“, so Schmidt-Weber.
Um die Relevanz ihrer Ergebnisse zu überprüfen, testeten die Wissenschaftler auch Pflanzenextrakte von Birken, Kiefern und Wiesen-Lieschgras. Sie konnten so zeigen, dass der Effekt nicht nur in Ambrosia sondern auch bei Bäumen und Gräsern eine Rolle spielt. „Da die Polleninhaltsstoffe möglicherweise auch von klimatischen Faktoren abhängig sind, wollen wir künftig beobachten, ob sich veränderte klimatische Bedingungen auf die B-Zell-vermittelte Allergenität von Pollen auswirken“, kommentiert Prof. Claudia Traidl-Hoffmann. Originalpublikation: Pollen-derived non-allergenic substances enhance Th2-induced IgE production in B cells Sebastian Öder et al.; Allergy, doi: 10.1111/all.12707; 2015