Eine Studie an Patienten mit B-Zell-Lymphom zeigt jetzt, dass eine Kombinationstherapie aus dem Antikörper Tafasitamab mit Lenalidomid deutliche Vorteile mit sich bringt.
Die multizentrische Phase-2-Studie L-MIND zeigte, dass Patienten mit einem wiederkehrenden oder therapieresistenten diffus großzelligen B-Zell-Lymphom von einer Kombinationstherapie aus dem Antikörper Tafasitamab mit Lenalidomid deutlich profitieren können. Auch die Langzeitanalyse bestätigte diese Daten. Die Ergebnisse wurden in Lancet Oncology veröffentlicht.
„Alles deutet daraufhin, dass wir mit der Kombination aus dem Antikörper Tafasitamab und dem Immunmodulator Lenalidomid Patienten mit aggressivem B-Zell-Lymphom zukünftig eine aussichtsreiche, vergleichsweise gut verträgliche und chemotherapie-freie Behandlungsoption anbieten können“, sagt Prof. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW). Seine Klinik hatte sieben von insgesamt 80 teilnehmenden Patienten und damit den größten Anteil in das multizentrische, internationale Forschungsvorhaben eingeschlossen.
An der Studie konnten Patienten mit einem wiederkehrenden oder therapieresistenten diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) teilnehmen, die nicht für eine Stammzelltransplantation in Frage kamen. DLBCL ist eine bösartige Erkrankung des lymphatischen Systems. Diese aggressive Form des Lymphdrüsenkrebses schreitet schnell voran und ist vor allem bei einem Rezidiv sehr schwer zu behandeln. „Für die bei der Studie selektierten Patienten bietet die CAR-T-Zell-Therapie aktuell nur in ausgewählten Fällen eine vernünftige Option“, schildert Prof. Einsele.
Diese Therapie geht beim Rezidiv des DLBCL mit einem gewissen Risikoprofil einher, ist komplex und zeitintensiv. Hier setzt die neue Medikamentenkombination an. Sie erfordert keine Chemotherapie, zeigt eine gute Verträglichkeit, ist sofort einsetzbar und kann ambulant gegeben werden.
Bei der Studie erhielten die Patienten mindestens eine Dosis sowohl von Tafasitamab als auch von Lenalidomid. „Tafasitamab ist ein humanisierter, monoklonaler Antikörper in klinischer Entwicklung. Er richtet sich gegen das Zielmolekül CD19, das unter anderem auf der Oberfläche von bösartigen B-Zellen breit exprimiert wird und so einen geeigneten Angriffspunkt bildet“, erläutert Dr. Johannes Düll, Leiter der Studie am UKW, und fährt fort: „Das parallel verabreichte Lenalidomid ist ein für die Behandlung von Multiplem Myelom bereits zugelassener Arzneistoff aus der Gruppe der Immunmodulatoren. Es stimuliert das eigene Immunsystem, um die Wirkung des Antikörpers zu verstärkten.“
Bei der Studie zeigten 61 Prozent der Patienten ein Ansprechen auf die Therapie und bei 43 Prozent konnte kein aktiver Tumor mehr nachgewiesen werden. Diese Ergebnisse sind vergleichbar gut wie bei der CAR-T-Zell-Therapie und ebenfalls langanhaltend. „Diese sehr hohe Wirksamkeit geht weit über das hinaus, was man bisher beim Einsatz von Antikörpern bei aggressiven Lymphomen gesehen hat“, fasst Prof. Einsele zusammen. „Die Kombination von Tafasitamab und Lenalidomid wurde gerade von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA zugelassen und wird die Therapie des DLBCL entscheidend verändern“, so der Würzburger Krebsexperte. Dr. Düll arbeitet im Rahmen von First Mind – einer weiteren Studie – aktuell daran, diese Medikamentenkombination schon bei der Erstdiagnose zu testen.
Zur vollständigen Pressemitteilung des Universitätsklinikums Würzburg geht es hier, die Studie findet ihr hier.
Bildquelle: Ubaidhulla Adam, Unsplash