In Zeiten von COVID-19 haben es Sänger und Gesangsbegeisterte schwer. Zu groß scheint das Infektionsrisiko beim Singen in der Gruppe. Britische Forscher haben das jetzt wissenschaftlich untersucht.
Nach Versammlungen, bei denen gesungen wurde (Chroprobe, Gottesdienst), kommt es immer wieder zu einer vermehrten Ansteckung der Teilnehmer mit SARS-CoV-2. Wissenschaftler der Universität Bristol wollten nun herausfinden, inwiefern sich die Größe und Anzahl der ausgestoßenen Aerosol-Partikel beim Atmen, Sprechen und Singen tatsächlich unterscheidet.
In der experimentellen Studie wurden 25 professionelle Sänger aus den Bereichen Musiktheater, Pop, Oper, Gospel, Rock oder Jazz gebeten, Töne und Melodien in einen Trichter zu singen und zu sprechen. Das ganze fand in einem Operationssaal statt, in dem sonst unter aseptischen Bedingungen orthopädische Eingriffe vorgenommen werden. Dieser verfügte über eine Laminar-Air-Flow-Belüftung, welche den Gehalt der Hintergrundpartikel in der Umgebungsluft minimieren sollte. Die mit dem Trichter aufgefangene Atemluft wurde anschließend mit einem „Aerodynamic Particle Sizer“ analysiert.
Die Ergebnisse: Entscheidend für die Anzahl der ausgestoßenen Partikel sowie ihre Masse war hauptsächlich die Lautstärke – ganz gleich ob hierbei gesprochen oder gesungen wurde. Das Musikgenre hatte keinerlei Bedeutung hierfür. Eine Korrelation zwischen Partikelausstoß und dem BMI, dem Geschlecht oder der Strömungsgeschwindigkeit der Atemluft („peak flow rate“) der Probanden gab es ebenfalls nicht.
Beim leisen Sprechen und normalen Atmen waren die abgegebenen Partikel am kleinsten, und ihre Anzahl in etwa vergleichbar mit denen beim leisen Singen (50 – 60 dB) abgegebenen. Beim lauteren Singen und Sprechen (90 – 100 dB) waren nicht nur mehr, sondern auch größere Partikel in der Ausatemluft messbar. Interessant ist außerdem, dass der Aerosol-Ausstoß beim Atmen individuell wohl sehr schwanken kann – so lag er bei einzelnen Teilnehmern beim Atmen sogar höher als beim Sprechen oder Singen.
Die Autoren der Studie weisen am Ende darauf hin, dass ihre Ergebnisse bei der Reglementierung von kulturellen Veranstaltungen berücksichtigt werden könnten. Problematisch seien demnach weiterhin Veranstaltungen, bei denen viele Teilnehmer mit großer Lautstärke sprechen oder Singen, und das ganze in einer Umgebung mit schlechter Belüftung stattfindet. Neben einer guten Belüftung, und wenigen Teilnehmern könne auch durch die Verwendung von Mikrofonen das Risiko für eine Ansteckung gesenkt werden. Anzumerken sei jedoch auch, dass bei großen Veranstaltungen wohl mehr Aerosole durch das Publikum als durch die Darsteller produziert werde.
Zur Studie kommt ihr hier.
Bildquelle: Priscilla Du Preez, Unsplash