DocMorris ändert seine Einstellung zum Thema E-Rezept: Von jetzt an gibt es für das Einreichen der elektronischen Rezepte, anders als bei ihren Verwandten aus Papier, keine Boni mehr. Eine spontane Bekehrung?
Überraschend leise Töne kommen derzeit von DocMorris in Bezug auf Boni für E-Rezepte. Offenbar sind dort nämlich – anders als bei den per Post eingesandten Papierrezepten – keine Boni mehr vorgesehen. Sogar der übliche 10-Euro-Bonus für Neukunden gilt nicht für E-Rezepte. Was ist da los? Honi soit qui mal y pense – die Apothekerschaft will jedenfalls nicht ganz an eine plötzliche Bekehrung des Arzneimittelversenders glauben.
Über die Gründe dafür muss man nicht lange spekulieren. DocMorris erklärte bereits vor Monaten, dass man zukünftig auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit stationären Apotheken setzen möchte. Eine Plattform speziell für das Einlösen von E-Rezepten soll entstehen, für die sich auch stationäre Apotheken anmelden müssen, damit sie funktioniert.
Es müssen sich deutschlandweit dann nur noch genügend Vor-Ort-Apotheken anschließen, die sich als reine Lager- und Versanddienstleister für DocMorris zur Verfügung stellen. Der Kunde wird später bei DocMorris bestellen und bezahlen und die Apotheke um die Ecke liefert innerhalb weniger Stunden für ein kleines Handgeld die Ware. DocMorris kann dann auch hierzulande – wie in Spanien – mit dem Slogan „Aspirin in einer Stunde“ werben, ohne selbst in Aktion treten zu müssen.
Damit genügend Apothekeninhaber sich für ein solches Geschäft hergeben, darf man sie nicht zu sehr verprellen. Es ist natürlich auch für DocMorris einfacher, Geschäfte auf diese Weise zu regeln, denn der Aufwand mit der Lagerhaltung, dem Verpacken und Versenden der Ware fällt dann weg. Sie müssen nur noch Geld wechseln. Der geldwerte Vorteil für den Verbraucher kann dann getrost ebenfalls weggelassen werden, denn der bestellt ja ohnehin vor allem aufgrund der Convenience bei DocMorris, wie der Geschäftsführer Oberhänsli immer wieder betont. Bequemlichkeit siegt in diesem Fall über den monetären Vorteil.
Dass die so bestellte Ware dann eigentlich von der Apotheke am Ort kommt, ist dem Besteller vermutlich weder bewusst, noch ist es für ihn relevant. Uber bietet Taxifahrten an, ohne einen eigenen Fuhrpark zu haben, bei Lieferando ist es der Essensverkauf, ohne ein einziges Restaurant zu besitzen und Booking vermietet weltweit Zimmer, ohne ein Hotel zu betreiben. Nach dieser Logik kann DocMorris auch Medikamente vermitteln, ohne selbst dafür einen Finger krümmen zu müssen.
Während die DAZ vor zwei Jahren noch fromm hoffte, dass sich die deutschen Apotheker einem solchen Modell nicht anschließen würden – Zitat: „es gibt wohl nicht viele Apotheker in Deutschland, die einer DocMorris-Bestell-Plattform beitreten würden“ – weiß Apotheke Adhoc inzwischen, dass sich bereits über 1.000 Vor-Ort-Apotheken zu einer Zusammenarbeit entschlossen haben. Unabhängigkeit und Unbestechlichkeit sehen anders aus.
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