Eine 49-jährige Frau kommt mit Bauchschmerzen ins Krankenhaus. Die Pathologen entdecken einen Fremdkörper. Er ist das Ergebnis einer nicht allzu ungewöhnlichen Angewohnheit.
Eine 49-jährige Frau stellt sich mit Bauchschmerzen, die seit fünf Tagen anhalten im Krankenhaus vor. Bei ihr wurde eine beidseitige Mastektomie aufgrund von Brustkrebs durchgeführt sowie eine Hysterektomie mit bilateraler Salpingo-Oophorektomie. Derzeit unterzieht sie sich einer Chemotherapie wegen Lebermetastasen. Sie sagt, die Bauchschmerzen hätten schrittweise begonnen und seien dann konstant geblieben. Der anfangs dumpfe, diffuse Schmerz hat sich später ins rechte untere Abdomen verlagert und an Intensität zugenommen.
In der körperlichen Untersuchung lassen sich Schmerzen am McBurney-Punkt feststellen. Ein Loslassschmerz oder Fieber liegen jedoch nicht vor. Das Blutbild ergibt eine Leukopenie bei einer Zellzahl von 2,4x10^3/μL sowie eine verringerte Zahl an neutrophilen Granulozyten. Um einer Diagnosestellung näher zu kommen, lassen die Ärzte anschließend CT-Aufnahmen vom Abdomen der Patientin anfertigen. Dort sehen sie einen dilatierten und entzündeten Blinddarm. Aufgrund der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und der Bildgebung vemuten die Ärzte daher eine Appendizitis - nichts Ungewöhnliches.
Am nächsten Tag wird die Patientin daher einer laparoskopischen Appendektomie unterzogen. Der Blinddarm ist nicht perforiert, eine Gangrän ist nicht sichtbar. Die Patientin wird noch am gleichen Tag entlassen und ist in einer Nachuntersuchung zwei Wochen später beschwerdefrei.
Das entnommene Gewebe senden die Ärzte anschließend an die Pathologie. Der dilatierte Blinddarm misst 6,5 Zentimeter in der Länge und hat einen mittleren Durchmesser von 2,6 Zentimetern. Das Lumen erscheint bräunlich gelb und hat spärlich Fettgewebe anhaften. Die HE-gefärbten Schnitte zeigen ein gemischtes entzündliches Infiltrat, überwiegend aus Eosinophilen und Plasmazellen. Als die Pathologen tiefere Schnitte untersuchen, staunen sie nicht schlecht, denn hier dürfte die Ursache der Appendizitis im wahrsten Sinne des Wortes stecken: Im Lumen finden sie einen Fremdkörper, der im wesentlichen aus Keratin besteht - einen Fingernagel.
Dieser ist mit Aktinomyzeten besetzt, welche die Entzündung verursacht haben dürften - begünstigt durch die Immunsuppression im Rahmen der Chemotherapie. Nichtsdestotrotz gilt: Vorsicht beim Nägelkauen!
Bild- und Textquelle: Pagacz et al. / Case Reports in Surgery
Bildquelle: Public Domain Pictures