Wie schwer es vielen Menschen fällt, zum Schutz der Anderen bestimmte Abstandsregeln zu befolgen, kann man momentan gut beobachten. Eine Forschungsarbeit hat nun soziale Schutzstrategien in der Tierwelt erforscht.
Social Distancing: Diesen Begriff kannten wohl vor diesem Jahr noch die wenigsten Menschen. Den Abstand zu anderen Mitgliedern der Gemeinschaft zu wahren, um infektiöse Krankheiten oder Parasitenbefall nicht zu verbreiten, kann die ganze Population schützen. Was uns dieses Jahr sehr schwer fällt, machen Tiere intuitiv schon lange richtig. New Yorker Wissenschaftler haben verschiedene soziale Schutzmaßnahmen in der Tierwelt und bei uns Menschen erforscht und verglichen.
Bienen, die mit dem parasitischen Pilz Nosema oder der Raubmilbe Varroa destructor befallen sind, kehren häufig nicht mehr in den eigenen Stock zurück, und sind damit dem sicheren Tod geweiht. Diese Maßnahme scheint komplett selbstlos – lässt sich aber biologisch damit begründen, dass die Weitergabe der Gene gesichert bleibt. Alle Bienen eines Stocks sind nämlich Schwestern.
Misstrauen gegenüber potenziell erkrankten Artgenossen, in der Arbeit auch als Xenophobie beschrieben, findet im Tierreich u. a. bei der Schwarzen Wegameise statt. Beim Ausbruch einer Pilzerkrankung im Ameisennest werden die sozialen Strukturen darin modularer, die Kommunikation zwischen den einzelnen Gruppen des Nestes nimmt ab.
Das bei Individuen, die einem näher stehen, andere Maßstäbe gelten, haben die Forscher bei Mandrills beobachtet. Sie unterlassen das soziale Putzen bei Artgenossen, die eine infektiöse Protozoeninfektion aufweisen – außer es handelt sich um enge Verwandte.
Es gibt aber auch Situationen, in denen der Schutz der Gruppe überwiegt. Das Aufhalten in großen Ansammlungen schützt beispielsweise vor Insekten und damit auch vor vektorübertragenen Krankheiten.
Die Gruppe kann außerdem die Überlebenschancen eines einzelnen erkrankten Individuums deutlich erhöhen, da sie es mitversorgen kann. Dies wurde bei nicht-tödlichen Infektionskrankheiten, wie der Sarkoptesräude bei Wölfen, beobachtet. So weist ein erkrankter Wolf, welcher sich in einer Gruppe von fünf Rudelmitgliedern aufhält, die gleichen Überlebenschancen auf, wie ein völlig gesunder Wolf.
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Bildquelle: George Brits, unsplash