Obduktionen von verstorbenen COVID-19-Patienten haben ergeben, dass in drei Viertel der Fälle die Todesursache auf diese Erkrankung zurückzuführen ist. Das erklärten jetzt Deutschlands Pathologen.
Auf einer Pressekonferenz stellten Vertreter des Bundesverbandes Deutscher Pathologen, der Deutschen Gesellschaft für Pathologie und der Deutschen Gesellschaft für Neuropathologie und Neuroanatomie die Ergebnisse einer deutschlandweiten Umfrage vor. Darin befragten sie Pathologen zu Obduktionen an COVID-19-Patienten. Insgesamt standen Daten zu 154 Obduktionen von 68 pathologischen Instituten zur Auswertung zur Verfügung.
Mehr als die Hälfte der Verstorbenen war männlich (68 %); im Mittel waren die obduzierten Patienten 70 Jahre alt. Zu den charakteristischen autoptischen Organbefunden gehörten diffuse Alveolarschäden (37 %) und diffuse Alveolarschäden mit Bronchopneumonien (15 %), Thrombosen und Thrombembolien (19 %), Mikrothromben (20%) und Endothelialitis (9 %).
Auch andere Organveränderungen sind laut des Presseberichts bei den Autopsien aufgefallen, darunter Schäden an der Milz und Leber, Herzmuskelentzündungen und Hirninfarkte. Auch hier könnte eine Assoziation mit COVID-19 bestehen. Die häufigsten Komorbiditäten waren kardiovaskuläre Erkrankungen, Adipositas, Diabetes mellitus und bakterielle Sepsis.
In ihrer Stellungnahme machen die Vorsitzenden darauf aufmerksam, dass in Deutschland zu wenig obduziert wird. Die anfängliche Warnung des RKI vor Obduktionen an COVID-19-Verstorbenen sehen die Pathologen aber nicht als Hauptgrund. Die klinische Obduktion sei finanziell, politisch und medizinisch nicht ausreichend abgesichert. Als Instrument der Pathogeneserklärung müsse die Obduktion gestärkt werden.
Die Pathologen wenden sich daher nun in einem Brief an Gesundheitsminister Jens Spahn. Darin fordern sie die Abschaffung der einschränkenden Indikationsliste, die Senkung der Obduktionsquote auf 2 % aller in einem Krankenhaus jährlich Verstorbenen und die Anpassung der Finanzierung an die Kalkulation des Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK).
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